Tropical Fuck Storm – The Planet Of Straw Men
Die australische Supergroup Tropical Fuck Storm macht nach ihrem Debüt A Laughing Death in Meatspace von 2018 direkt weiter und präsentiert mit The Planet of Straw Men einen ersten Vorboten „off their new album out later this year„. Aufsehenerregender ist aber wohl die beigepackte B-Seite.
Was an sich keine Überraschung sein sollte – jede bisherige Single oder außerordentliche Veröffentlichung der Kombo um die The Drones-Führungsspitze hatte eine bärenstarke zweite Hälfte. Und selbst dass sich Tropical Fuck Storm für ihre Kurzformate anhand irritierender Coverversionen aus dem Fenster lehnen, hat nach Mansion Family (The Nation Blue), Back To The Wall (The Divinyls), Lose The Baby (Lost Animal) und Stayin‘ Alive (Bee Gees) längst Tradition.
Mit ihrer Interpretation des Missy Elliott-Originals Can’t Stop könnten Tropical Fuck Storm aber erstmals bewusst über das Ziel der nervenstrapazierenden Prätentiösität hinausgeschossen sein – dass Ralf The Fox Terrier als tierischer Gastvocalist mitwirkt, ist immerhin durchaus symptomatisch für die überdrehte Gangart der Version zu verstehen.
Unter hirnwütig ausgelassenen Trubel (Marke: Harley Quinn feiert eine Party) hakt die Nummer eher trocken drückend wie eine Adaption von Radioheads Myxomatosis, groovt mit einem eigenwilligen Groove und vor allem Fiona Kitschin darf ohne Zurückhaltung exzessiv ausgelassen intonieren. Die quietschende Strophe klingt wie MIA auf Speed – also mühsam, anstrengend und hyperaktiv als futuristische Wasserglasmusik – doch dafür ist ihr Refrain grandios.
Das ursprüngliche Original ist zwar (wie immer bei Tropical Fuck Storm im Adaptionsmodus) noch zu erkennen, aber eben noch mehr als sonst derart durch das hauseigene Kaleidoskop gedreht, das einem schwindelig werden kann. Gut so aber: Das Quartett aus Down Under bleibt eine herausfordernde Kombo, die selbst in ihrer Wohlfühlzone keinen Komfortbereich gönnt, sondern kompromisslos drangsaliert.
Auf der sicheren Seite sind Tropical Fuck Storm aber ohnedies bereits mit dem Kernstück, einem zutiefst typischen Paradebeispiel des eigenen Signature Sounds.
Mit vertracktem Bass, gurgelndem Bass, stacksenden Schlagzeug und mit latent zur Atonalität piepsenden Gitarren, dazu dem von Fiona Kitschin unterstützten Nick Cave-Gedächtnis-Gesang von Mastermind Gareth Liddiard streunt der arty/psychedelische Post/Bluespunk von der Band praktisch exakt dort weiter, wo A Laughing Death in Meatspace aufgehört hatte – findet also einen unorthodoxen Mittelweg aus griffigen Hooks, dekonstruierten Melodien und einer disharmonisch quergestellter Noise-Ungemütlichkeit, die an der Mitte hin auch immer unbändiger auszuticken beginnt und eine irritierend kontrollierte Hysterie pflegt.
Dass die gewohnt bissig-politischen Texte diesmal vielleicht ein bisschen zu gestelzt neben der Spur fahren wollen, fällt eigentlich kaum negativ ins Gewicht: Das bisher installierte Niveau halten Tropical Fuck Storm (zumindest beinahe) ansatzlos. Ist The Planet of Straw Men insofern ein adäquater Ausblick auf Album Nummer 2, wird sich die verlängerte Abwesenheit von The Drones wohl verschmerzen lassen.
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