Tropical Fuck Storm – Submersive Behaviour
Tropical Fuck Storm behaupten, mit Submersive Behaviour eine Cover EP aufgenommen zu haben, holen aber eigentlich zum Troll-Moment aus. Tatsächlich ist diese Kategorisierung samt gefälschten Hintergrundinfos nämlich höchstes die halbe Halb-Wahrheit.
Von den angegeben Urhebern des Songmaterials („Jimi Hendrix, Middle Aged in the Middle East in the Middle Ages, Men Men Menstruation, Compliments to the Chef, and The Stooges“) stimmen schließlich nur die erste und letzte Deklaration, dazu recyceln Tropical Fuck Storm für Submersive Behaviour auch kurzerhand weite Teile der Moonburn EP aus dem vergangenen Sommer, sparen dabei aber ausgerechnet das Talking Heads-Cover Heaven aus. Daraus soll jemand schlau werden – was aber ja nicht das Problem des Quartetts ist (das sich ja trotz einiger jüngerer Sorgenfalten seinen verqueren Humor behalten zu haben scheint).
Den Beginn macht übrigens tatsächlich ein Hendrix-Cover, nämlich das auf knapp 17 Minuten ausgedehnt 1983 (A Merman I Should Turn to be), zu dem Liddiard sagt: „Our version of 1983 A Merman I Shall Turn To Be is an attempt to right the recent wrongs perpetrated against Hendrix’s classic “Angel” by some idiot from One Direction doing a karaoke-style “tribute” for Jimi’s 80th birthday.“
Dazu hat man an Guitar, Bass sowie dem Big Bowed Spring Instrument Thingy auch Unterstützung von außen geholt („Guest starring their old kangaroo mates and collaborators Dan Kelly, the Bard of Beenleigh and Aaron Cupples, the Earl of East Gippsland on octopus like strings-man-ship, falsetto and apocalyptic vibes.“), um sich im Noise-Bluesrock einzugrooven, mit wirbelnder Snare und heulenden Gitarren, bei dem spätestens im potentiellen Ohrwurm-Refrain alle Ingredienzien miteinander balgen. Über ein angedeutetes Schlagzeug-Solo, infiltrierende Soul-Nuancen und den Feedback-Flirt öffnet ein ambienter Part die Struktur dann jedoch lieber komplett – die Gitarren bimmeln über mäandernd flanierend über die Prärie zu einem lose improvisierten Jam-Part, der zwanglos und unaufgeregt durch ein Chipmunk-Dorf döst, bevor sich die mutwillig zerfasernde Zermürbung mit bläserandeutender Schraffur pfeifend zur psychedelischen Meereswanderung vom Land kriecht und den Kreis mit der Satanic Slumber Party im Hinterkopf schließt.
Dass all das ohne den avantgardistisch gedachten, aber wenig interessanten Mittelteil besser gewesen wäre und gerade ein kompakter Zugang der Nummer unerwartete Rosen gestreut hätte – nur so ein Gedanke.
Bevor Ann – das neben Moonburn (eine sich abgekämpft catchy der Kakophonie entgegenschleppende Ballade) und Aspirin (Slight Return) (was als Acoustic-Annäherung an den Fan-Favorite von Braindrops beschrieben wird ist betörend beruhigt schippernder Eskapismus in aufgewühlten Dosen) ja bereits bekannt ist dann auch wirklich als Stooges-Tribute den prolongierten Cover-Reigen beschließt (indem die Nummer bittersüß in die verträumte Schönheit einer elektronisch rumorenden Collage ausgebremst wird, die zuletzt doch noch in latenter Stakkato-Wucht detoniert) gibt es allerdings ausnahmslos eigenes Material – und neu ist davon eben nur The Golden Ratio als die verspulte Tanzfläche nervös befeuernde Salve.
Wäre Heaven auch noch auf hier gelandet, hätte man Moonburn rückwirkend ja für obsolet erklären können, so aber schwingt Submersive Behaviour ein enervierend aufgewärmter Beigeschmack mit, weil die beiden Platten mit überschneidendem Inhalt unnötigerweise doppelt zur Kasse bitten. Ein etwas frecher Witz ohne Sieger, irgendwie.
Die abschließende Bewertung bezieht sich insofern auf das Gesamtprodukt Submersive Behaviour – alleine auf die Qualität des Songmaterials bezogen darf man im Geiste bitte einen Punkt dazu addieren.
Kommentieren