Trivium – What the Dead Men Say
Matt Heafy hat Trivium zuletzt erfolgreich aus der qualitativen Talsohle geführt, in der sich seine Band über weite Strecken der 10er-Jahre befunden hat. Das macht aus What the Dead Men Say allerdings noch lange kein rundum gelungenes Werk.
Derartige Geschmacklosigkeiten wie rund um den Tiefpunkt Silence in the Snow erreicht Album Nummer – ein Blick auf das Intro genügt – 9 keine, krankt aber nicht nur daran, dass Heafy oft immer noch einfach zu bemüht und verkrampft auftritt, eher Business zu zelebrieren scheint, anstatt Spaß zu haben. Ohne sich je gelöst gehen zu lassen, treibt er die hauseigene Virtuosität der Platte, all die aus dem Heavy Metal, Metalcore oder Thrash und Alternative Rock entlehnten Passagen, über ein Mehr an Verschachtelung immer auf die Spitze, stopft Songs mit Blendwerk voll, während die Riffs und Soli eher routiniert ausgefallen sind – was gerade im letzten Drittel gravierend auffällt, wenn die Substanz immer durchschaubarer wird.
Sickness Unto You versteckt hinter seinem technischen Spektakel etwa nicht mehr als einen soliden Standard, Scattering the Ashes stackst umständlich um einen penetrant eindimensionalen Chorus, denn immer noch will Heafy praktisch jede Nummer hier mit catchy Zuckerglasuren krönen, die praktisch pure Pop-Megalomanie sind.
Was zur eigentlich markanten Achillesferse der Platte führt. Die Produktion von What the Dead Men Say ist so unendlich konsumfreundlich und fett ausgefallen, dass es durchaus erstaunlich ist, wie blutleer und seelenlos alleine die dominant alle Gitarren in den Schatten stellende Rhythmussektion inszeniert wurde. (Alex Bent ist dennoch ein Tier und weiterhin das wohl beste, was der Band vor drei Jahren passieren konnte.) Der Sound eckt nie an, ist stromlinienförmig als Dienstleistung gedacht und – ohne allzu elitär klingen zu wollen – so wenig Metal wie möglich.
Aber das sind Luxusprobleme, die den loyalen Trivium-Anhänger weniger stören dürften (und bei der abschließenden Wertung mit etwaig vorhandener Fanbrille im Gedanken wohl mindestens einen Punkt addieren lässt), die stilistische Wollmilchsau-Unausgewogenheit gehört ohnedies zum System.
Eine Melange, die mal besser, mal schlechter funktioniert: Bleed Into Me macht es sich auf seinem Weg zum konstruierten Hit zu einfach, erschöpft sich dadurch jedoch auch schnell und lässt wenig Raum für Entdeckungen oder nachhaltig hängen bleibende Hooks; ausgerechnet im Over the Top-Modus The Defiant geht die Formel dagegen großartig auf, wenn die tackernde Strophe in einem Cinemascope-Chorus für tausende Kehlen führt, die den Instant-Evergreen zum künftigen Live-Magneten machen werden: Eine Hymne!
Drumherum stapeln sich die Szenen, in denen heroische Gesten und epischen Stimmungen progressiver ausgelegt werden (was etwa die plakativ radiotauglichen Segmente in Catastrophist aufwiegt) aber nicht nur der Titelsong seinen Refrain bis zum Erbrechen wiederholt, Hafey zwischen niemals wirklich fiesen Shouts und gutem Klargesang röhrt und presst, jubiliert und mit pathetischer Geste emporzieht, dazu auch Ideen wie Gang Shouts in Amongst the Shadows & the Stones für kraftvolle Impulse sorgen.
Ja, mit der vollkommen redundanten Phase von 2013 bis 2015 hat das alles nichts mehr gemein – auch wenn das subjektive Wohlwollen einer latent uninteressant gewordenen Band nach Shogun durch den Produktionskitsch abhanden bleibt.
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