Tribunal – The Weight Of Remembrance
Tribunal, ein Duo aus Vancouver, stellt sich auf seinem Debütalbum The Weight of Remembrance vielversprechens als duale Ambitionen der dunklen Künste harmonisierendes Alchemisten-Gespann vor.
Die eine Seite der seine Kontraste erstaunlich organisch homogenisierenden Medaille ist dabei der Goth-affine Witch-Doom der klassisch ausgebildeten Soren Mourne (Bass / Cello / Vocals), die mit theatralischem Klargesang durch einen okkulten Pathos schwelgt und das Streicherinstrument dabei beeindruckend songdienlich in die wohlgeformten Kompositionen einflicht – stets so zurückhaltend und unaufdringlich, aber subversiv essentiell, bevor das schwerfällig barocke Without Answer das Cello doch noch in die Auslage stellend strahlen lässt, ohne das hier beinahe sinfonisch-kammermusikalische Ambiente zu erdrücken.
Die andere Seite der Synergie Tribunal speist Etienne Flinn (Guitar / Vocals) mit seinem greinend-fauchenden, guttural keifend und growlenden Death Doom, der von Markov Soroka (Mix, Master) vielleicht eine Spur zu sumpfig im Morast eingefangen wurde – was aber als Komplementär-Element zur grazil schreitenden weiblichen Stimme nach einer kurzen Eingewöhnungsphase durchaus passt.
Überhaupt braucht der eigenwillige Sound der Band – irgendwo zwischen den vagen Assoziationen My Dying Bride, Devil‘s Blood, Blood Ceremony, Candlemass oder Fvneral Fvkk – ein wenig Zeit, um seine Reize voll zu entwickeln und die versierte Kraft seines runden Songwritings zu zeigen – also nicht nur interessant zu wirken, sondern auch schlüssig zu funktionieren.
Denn was auf den Erstkontakt unausgegoren erscheinen kann, stilistisch nicht ganz gereift und kompositorisch mäandernd, lässt diese Eindrücke alsbald zu einem gewissen Grad zurück und muß sich letztendlich eigentlich nur den einen gravierenden Vorwurf gefallen lassen, dass The Weight of Remembrance als Ganzes betrachtet nicht mehr als die Summe seiner Einzelsong-Teile ist; das Debüt als Gesamte eher ein seon Potential nicht vollends ausschöpfendes Stückwerk bleibt.
Initiation erwacht malerisch und traditionsbewusst zum mitternächtlichen Glockenspiel, stapft mit den archaischen Drums von Julia Gaeman (deren fast primitives, gleichzeitig aber smartes und die Dynamik unterstützendes Spiel wunderbar zur ausbalancierten Ästhetik der Band passt) und heroisch hintangestellten Gitarrenfiguren ätherisch und sphärisch durch fie Heaviness und ist nach fast acht Minuten beinahe zu abrupt beendet.
Of Creeping Moss and Crumbled Stone findet eine eigenwillige Schönheit und anmutige Grandezza in feuchten Höhlensysteme, wo sich die Band elegisch treiben lässt, derweil Apathy’s Keep (mit optionalem Schlagzeugeinsatz von Magdalena Wienski) knackiger, kompakter und enger stehend walzt. Das melancholische Klavier-Interlude Claine Lamb funktioniert als Zwischenstück im Regen sehr atmosphärisch, bevor der mystisch anschwellende Standard Without Answers eher unterwältigend ist und erst die über zwölf Minuten von The Path wieder geduldig das Panorama vermessen, das die Klangwelt von The Weight of Remembrance verdient – ohne dabei über kurzweilige 47 Minuten Längen zu vermessen, aber die immense Talentprobe von Tribunal zu unterstreichen.
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