Tribulation – Hamartia
Auf Hamartia, der ersten Veröffentlichung ohne Beteiligung des 2020 ausgestiegenen Gitarristen Jonathan Hultén, gehen Tribulation den seit The Children Of The Night eingeschlagenen Weg entgegen der Titelwahl weiter.
Überraschend ist das deswegen, weil Hultén selbst das 2021 erschienene Where the Gloom Becomes Sound noch weitestgehend im Alleingang schrieb – er war eben der ausgewiesene Haupt-Songwriter der Band.
Auf Hamartia macht sich dies nun aber eben weder stilistisch, noch (und was ja noch wichtiger ist: tatsächlich in qualitativer Hinsicht!) bemerkbar: über vier Songs oder insgesamt 23 Minuten tragen Tribulation die an sie gestellte Ansprüche und Erwartungshaltungen im Gothic Metal mit prollig-fauchenden Death-Vocals auch mit (dem, um es sich gleich vorwegzunehmen, absolut grandios ins Gesamtgefüge passenden) Neo-Gitarrist Joseph Tholl nicht nur solide dahin, sondern trumpfen auch in produktionstechnischer Hinsicht auf, während die Kompositionen andeuten, die in der jüngeren Vergangenheit kultivierten Komfortzonen-Bedienung hinter sich lassen zu können.
Das liegt vor allem an Hemoclysm, in dem sich die Band ein klein wenig zum postpunkigen, Sisters of Mercy‘esken Flair drosselt, und darauf die ambitionierte epischste Nummer der EP baut – mit progressiven Strukturen und Classic Touch ist das sogar einer der besten Songs im Tribulation-Kanon.
Aber auch die beiden davor positionierten Nummern machen nichts falsch: der Titelsong rockt sinister mit gotischer Breitbeinigkeit und modrigen Vocals am Highway, trumpft tolle Soli auf und macht bis zu seinem etwas unmotivierten Fade Out kurzweiligen Spaß, bevor das von Tholl geschriebene Axis Mundi etwas hardrockiger und harscher angelegt die Balance aus giftiger Knackigkeit und melodiösenn Schweifen sogar noch besser hinbekommt – inklusive dringlich hakender Gitarrenduelle.
Nur das abschließende Blue Öyster Cult-Cover Vengeance (The Pact) hätte man sich wirklich sparen können. Immerhin bewegen sich Tribulation hier mit cleanem Gesang in einem unangenehmen Ghost-Fahrwasser…was ja bekanntlich nie eine gute Idee ist. Sobald die Nummer an Tempo aufnimmt, geht die Sache aber zumindest halbwegs klar – und Hamartia bekommt mit dem Rückenwind von The Damphir als gefühlte Frischzellenkur nach zwei eher durchwachsenen Alben doch noch die Aufwertung zwischen den Punkten in der abschließenden Bewertung.
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