Trhä – endlhëtonëg

von am 15. September 2021 in Album

Trhä – endlhëtonëg

Die Identität von Trhä scheint von achtsamen Szenfans mittlerweile gelüftet, doch die Überraschungen rund um die Ein-Mann-Band reißen nicht ab: endlhëtonëg schichtet den Depressive- und Atmospheric Black Metal über weite Strecken eklatant hinter den Space-Ambient und Dungeon Synth.

Dass profunder bewanderte Ohren die nunmehr unmittelbare stilistische Nähe zu Sadness als die Anonymität demaskierendes Argument hervorstreichen, ist die vierte Veröffentlichung in knapp einem Jahr auf den Trhä-Kontext selbst beschränkt abermals eine merkliche Mutation für das Projekt: Die Synthies bekommen so viel flächigen Raum wie nie zuvor, das restliche Instrumentarium inklusive der Drums und dem psychotisch-bezaubernden Geschrei rückt kompositionell und inszenatorisch ganz nach hinten im Stellenwert des typisch rauschend-wattierten Lo-Fi-Sounds.
Gleich lhaja endlhëjëdahhe nu jahadlhjanva gjëri ha wird so aus einem reichhaltigen ambienten Orgelmeer geboren, mit Kälte wärmend, eine astrale Weite zeichnend, nachdenklich und uferlos, einsam. Die Stimmung dieses simplizistischen, aber enorm tiefenwirksamen Minimalismus entwickelt schnell eine imaginative Anziehungskraft, bevor Trhä zu einer melancholischeren, weniger flächigen Ausdrucksform wechselt – und später den Black Metal unter das Kopfkino hebt, der aber in seiner entrückten Körperlosigkeit der sphärischen Artikulation treu bleibt, bis das Finale wie eine unterproduzierte Vision der Liturgy-Hysterie skizziert.

endlhëdëhaj funkelt verträumt, die Drums klingen hinter der schleierhaften Aura wie monoton hämmernde Industrialbeats aus der Postapokalypse, der Ethereal Black Metal bleibt ein unter der Transzendenz schimmerndes Element. endlhëturhën transportiert seine Gedanken des Alleinesein mittels einer bittersüß tröstenden Schönheit, das erstmals auftauchende Glockenläuten erinnert an Alunarium Bellmaw, bevor das absolut überragende Hybridwunderwerk des Titelstücks wie eine aus der Weltall entrückte Perspektive auf Twin Peaks erscheint, deren hässlicher Black Metal seine Fratz vom höllischen Noise infiziert als agressiver Mahlstrom auslegt, plötzlich eine astreine Indie Pop-Melodie – erst im Stillstand, dann nach vorne hämmernd – wie aus dem Hohheitsgebiet von Poppy assimiliert: Während weite Strecken der Platte orthodoxe Genre-Aktivitäten einfach besser erforschen, als das Gros der Szene, ist dies einer der unkonventionellen Momente, der den polarisierenden, naja, „Hype“ um Trhä unmittelbar rechtfertigt.

Nachdem endlhëtonëg (der 25 minütige, reichhaltig und kurzweilige Songmonolith) sich als manischer Wechselbalg etabliert, einmal Strom frisst und dann wieder ausgemergelt und nackt tackernd zu Silent Hill schaut, ist es jedoch das Endorphine freisetzende, pastoral gemalte Finale von endlhëtonëg, das einen neuen Zenit im Schaffen des Projektes markiert, wenn sakrale Chöre die Platte so unbedingt hymnisch auf neues Plateau heben – vom Songwriting her schlüssig, obgleich frontal, ästhetisch jedoch absolut homogen den Klimax aufzeigend.
Nachdem sich das Outro in aller Geduld still vom abermaligen Glockenklang begleitet auspendelt, ist Understatement vielleicht per se nicht das Ding von endlhëtonëg, doch wird die explizite Vordergründigkeit aller Entscheidungen hier stets mit einer solch subversiven, natürlich gewachsenen Hand beschworen, dass es schon ein bisschen ein Spektakel ist. Da ist es dann eigentlich auch ganz egal wer hinter dieser Musik steckt, weil sie rein für sich selbst stehend auf Reisen schickt.

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1 Trackback

  • Trhä - Inagape - HeavyPop.at - […] die den LoFi zerreißende Blastbeat-Gangart die auf endlhëtonëg und lhum jolhduc zelebrierte Ästhetik im Groben fortsetzt, die dämonisch unter verzerrten […]

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