Trhä – endlh​ë​d​ë​haj q​á​shm​ë​na ëlh vim innivte

von am 2. Januar 2023 in Album

Trhä – endlh​ë​d​ë​haj q​á​shm​ë​na ëlh vim innivte

Auf Endlhëdëhaj qáshmëna ëlh vim innivte, dem vierten Trhä-Album alleine im Jahr 2022, setzt Damián Antón Ojeda alias Thét Älëf den Weg der drei Vorgänger-Platten nicht nur fort, sondern überspannt den Bogen gar.

Im Sequencing mit einer schönen übergeordneten Struktur arbeitend eröffnet der toll-stimmungsvolle Opener endlhëqhani den Rahmen als neugieriger Synth-Ambient im Space, naiv verspielt und tapsig, später astral schimmernd und seltsam unbeschwert und dezent optimistisch: man weiß ja mittlerweile, dass sich die Ästhetik von Trhä im Jahr 2022 mit ein durchaus kontroversen Hang zur Keyboard-Euphorie verändert hat. Was sich auf der anderen Seite der Platte in taj tu dëhajdsëja bë noch deutlicher zeigen wird, wenn da ein Suspense-Score aus Twin Peaks nach und nach in den Eurodance-Club pumpt, um sich euphorisch am Kirmes-Karussell auf der Tanzfläche zu drehen und Indie-Rock-Endophine zu versprühen.

Freilich alles im superdünnen, nur Höhen kennen Black Metal-Sound, der hier nun aber langsam droht wie ein Gimmick – mehr noch, wie ein aus der Sicht geratenes Fundament, auf dessen Kosten ein Witz ohne Pointe erzählt wird – zu erscheinen.
Eine Kritik die bitte nicht darauf begründet ist, dass alles schwarzmetallische gefälligst bierernst zu sein hat, sondern damit zu tun hat, dass das Kuriosum und Abstruse latent über die emotionale Tragfähigkeit gestellt wird, und der Reiz der Ästhetik beinahe wichtiger ist als das Songwriting wirkt. Was dann gerade aufgrund der penetranten Beschaffenheit der Patina im Verbund mit der kontraproduktiv rohen Produktion schlichtweg nerven kann. Brii verfolgt ähnliche Techno-Ambitionen derzeit noch schlüssiger.

Besser, weil ausgewogener, gelingt die Balance des Puristengiftes Trhä insofern im Mittelteil der Platte.
endlhënven gibt seinem Riff kurz Zeit, um sich vor dem weit im Hintergrund des Lofi-Nebels schreienden Gekeifes zu installieren, bevor in den Texturen des körperlos blastenden Metals wieder der winterliche Optimismus bimmelt, als würde man den polternden Dungeon Synth-Soundtrack für die Winterpalast-Shopping Mall in einem RPG hören, später locker und zurückgelehnt gar zum Fernsehgarten rockend – wäre da eben nicht die grundlegende Inszenierung. Ein schönes Finale.
Das elegische endlhëdeënaj inhaliert die spirituelle Mystik eines Secret of Mana-Ladebildschirms in eine Welt aus sägenden Gitarren und punkigen Drums sogar noch epochaler, doch dominant ist abermals das unbeschwerte Läuten aus den Tasten und die Strahlkraft der hoffnungsvollen Funken – bis man sich im Commercial einer asiatisches Spielhalle wähnt, dessen Epilepsiewarnung von einer manischen Erinnerung an Wu Lyf skandiert wird, samt in der choralen Idylle liegernder, pastorale Partie in Feierlaune Over the top, aber schlüssig konzipiert.
Der Seiltanz, den Trhä auf Endlhëdëhaj qáshmëna ëlh vim innivte propagiert, er ist diesmal ein Ritt auf dem Minenfeld zwischen Genie und Schwachsinn, dem seine überragenden Szenen nicht genug sind, und der deswegen auch gerne über die Stränge schlagend zu weit geht. Ein Umstand, der bei jedem Durchgang jedoch versöhnlicher wirkt – und endlh​ë​d​ë​haj q​á​shm​ë​na ëlh vim innivte zu einem Grower macht, der rückblickend eventuell mit Wachstumsschmerzen die endgültige Metamorphose dieses Projekts ermöglicht haben wird.

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