Trent Reznor & Atticus Ross – Waves
Noch bevor die aktuelle Veröffentlichungsreihe um Watchmen einen Abschluss bekommt, legen Trent Reznor und Atticus Ross ihren Score zu Edward Shults Drama Waves vor. Business as usual?
Die ausufernden 78 Minuten des Soundtracks werden jedenfalls sicher nicht restlos allen Kritikern den Wind aus den Segeln nehmen, die mutmaßen, dass Ross und Reznor für jedes neue Projekt ihrer mittlerweile unzähligen Soundtrackarbeiten einfach Ideen und Motive aus dem immer selben (Post-Ghosts)-Pool fischen und diese für den entsprechenden Film leidlich adaptierend verwenden. Immerhin wirkt auch ihre Arbeit für Waves ästhetisch und stilistisch absolut homogen an ihre restlichen Soundtracks angepasst, provoziert keine radikalen Ausbrüche aus dem üblichen MO des typischen Signature Sound.
In den Nuancen und der übergeordneten Atmosphäre lassen sich dann aber doch einmal mehr wieder fein akzentuierte Unterschiede feststellen. Für Waves bedeutet dies, dass das Duo mehr als sonst auf in der Distortion und dem Drone verwaschene Piano-Erinnerungen setzt, darüber hinaus aber auch wieder stärker in den abstrakten Dark Ambient abtaucht und eine niemals greifbare Schönheit forciert. Die Dynamik, die hier zwischen den emotional weitschweifenden, räumlich imaginativen Elegien und spannungstechnisch enger gesteckten Kanälen passiert, gelingt Ross und Reznor längst somnambul.
Dazu gibt es diesmal mit dem knapp 22 minütigen Wounds Heal ein klar das Gewicht auf sich ziehendes Herzstück, in dem sich die beiden Nine Inch Nails-Kumpels sogar ein bisschen der neondüster-postapokalypischem Melancholie von Blade Runner 2049 nähern.
Schade insofern, dass der Mangel eines erinnerungswürdigen Themen im Verlauf keine restlos individuelle Identität erzeugt und abrupte Cuts wie in Everythings Burns zudem absolut unnötig aus der Stimmung reißen.
Trotz dieser Schönheitsfehler gehört Waves allerdings zum mitunter besten, was Ross und Reznor als Soundtracklieferanten bisher vorgelegt haben. Viel eher muß das Gespann insofern allerdings ohnedies aufpassen, dass sich in der nicht zu versiegen Schwämme an Trademark-Veröffentlichungen mit ihrem latenten Gefühl der Austauschbarkeit nicht selbst beim hartnäckigsten Fan eine gleichgültiges Taubheit und Übersättigung einstellt.
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