Trent Reznor & Atticus Ross – Empire of Light (Original Score)
Nach dem ganz formidablen, auch so angenehm atypisch zur Akustikgitarre tendieren Soundtrack von Bones and All kreieren Trent Reznor und Atticus Ross für Empire of Light wieder einen (neo)klassi(zisti)scher angelegter Score zu Sam Mendes’ „moving drama about the power of human connection in turbulent times“.
Das Piano, patentiert temperiert und charakteristisch gefärbt, rückt dafür wieder in den betörenden Mittelpunkt der Klanglandschaften, deren Peripherie und Ästhetik betulich um das zentrale Leitinstrument gespannt werden.
In der melancholischen Nostalgie des exemplarisch ruhigen, so sanften 8 AM, Christmas Eve deuten sich chorale Texturen im Hintergrund neben ätherischen Streichern an, verschwimmen zu einer körperlos tröstenden elegischen Schönheit. Durch The Sea, The Sea geistern kaum greifbare Saxofon-Schwaden, derweil sich Faded Grandeur neugierig astral und New Year’s Eve friedlich beruhigend gibt. To The Wild Sky lebt behutsam von einer zauberhaften Zurückhaltung und Solitary People ist eine bekümmerte, aber keineswegs trostlose Odyssee. To Be Able To Fly streicht sanft Mut machenden Balsam mit ambienter Geduld auf subtile Weise am Scheideweg zur Resignation, derweil Clouds Appear seinen fast noisigen Ursprung in die Lieblichkeit der Klaviatur jenseits von Ghosts übersetzt. Empire of Light ist angenehm zu hören, passiv wie aktiv, unaufdringlich – ohne belanglos zu werden.
Mal schimmert die Reduktion (Nothing Happens Without Light), mal nimmt das Duo munterer und lockerer Schwung (Out And About Again), hier ist es düsterer (Procession) und dort noirjazzig angehaucht (Washed Out), bevor das Finale mit A Touch (der sanft schwelgende Ambient-Hintergrund meditiert gleichwertig zur Piano-Linie, auf eine heimliche Weise ergreifend) dem tagräumend weichen Empire Of Light sowie dem vergänglichen High Windows die Klasse von Reznor und Ross auf beinahe subversive Weise erzählt, stets mit angedeuteter Hoffnung zwischen Staunen und Nachdenklichkeit verführend. Empire of Light rückt so ästhetisch auch wieder näher an die Komfortzone der beiden Urheber, ohne den individuellen Charakter außer acht zu lassen, kreiert auch ohne wirklich herausragendes Motiv oder spektakuläre Szenen eine flächendeckend einnehmende Erfahrung (mit oder ohne die dazugehörigen Bilder), in die man sich mit traumhafter Eleganz verliert.
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