Trent Reznor and Atticus Ross – Watchmen (Music From the HBO Series), Vol. 2
Das Finale des ersten The Watchmen-Soundtrack-Durchgangs war zumindest auszugsweise ein adäquater Ausblick, der den Mund aber zu voll genommen hat: Trent Reznor und Atticus Ross addieren für Part 2 eine (zu) kleine und brave Schippe Jazz.
Ein Akzent, der an sich kaum der Rede Wert ist: Das eröffnende Trust in the Law imitiert am Vaudeville-Piano das Entertainment eines Revue-Stummfilms, während Nostalgia Blues smooth aus dem eleganten Keller klimpernd den Lounge-Jazz mit Bläsern probt und Dreamland Jazz eben dort das Easy Listening-Flair walten lässt.
Symptomatisch ist die seit Bad Witch in Aussicht gestellte, zu Blackstar tendierende Ausrichtung, die Reznor und Ross hier ausführlicher als sonst artikulieren, durchwegs enttäuschend ausgefallen – der Jazz der beiden ist schlichtweg kaum individuell, aufregend oder spannend, sondern bestenfalls gefällige Austauschware, die im Kontext zudem rein ästhetisch höchstens für sporadische Eckpunkte im üblichen MO des Duos dient.
Denn auch wenn Volume 2 des Watchmen-Scores die kluge Entscheidung trifft, die eingeführten Sprachsample-Passagen drastisch zu reduzieren (nur noch Your Name Is Angela Abar gibt eine Szene aus der Serie wider), ist die große Masse dann eben diesmal doch wieder nur eine Ansammlung typischer Reznor/Ross-Signature Sound-Muster, deren Substanz diesmal eben kaum erinnerungswürdige Charakteristiken bietet.
Das an sich flotte, aber so abgedämpft aus der Vergangenheit pulsierende He Was Never Here ist zumindest minimalistischer als üblich, und mutet wie der durchatmende Ladebildschirm eines 80er-Rennspieles im Arcade Modus an. Kicked in the Balls Again inszeniert den dunklen Niedergang subtil mit schiebenden Synthies und A Traveller From an Antique Land klingt mit schimmernden Ambiente-Flächen eher wie Schnittstelle zu Thom Yorke – die dann sein Planquadrat um den pulsierenden Beat einfach repetiert – wie auch he Dark Knut Returns am Ende Wiedergekautes aufkocht.
Losing Face reduziert sich als Skizze fast bis zur Auflösung und das dystopisch funkelnde Squid Pro Quo sucht Weite und Schwerelosigkeit. Die unheilvolle Melancholie von Pay Attention to the Cactus wirkt wie eine Appendix des „Rain Down„-Teils von Paranoid Android mit kaum greifbaren Streichern und Seven Years of Bad Luck hätte Perturbator wohl ähnlich physisch dicht inszeniert – aber spannender.
Die Möglichkeit Material auch unkonventioneller oder radikaler aufzubrechen, vertreicht jedenfalls nicht nur ungenutzt – und kann sich hinter dem belanglosen Lippenbekenntnis zum Jazz nicht verbergen. Watchmen (Music From the HBO Series), Vol. 2 ist deswegen noch keinesfalls chlecht – aber zur einem Drittel zumindest ernüchternd und zu zwei weiteren mittlerweile latent egales Business as usual, das trotz seiner Qualitäten keine Euphorie weckt.
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