Touché Amoré – Dead Horse X
Man soll die Feste ja feiern, wie sie fallen. Touché Amoré wandeln deswegen für Dead Horse X gewissermaßen auf den Spuren von Will Toledo und haben ihr Debütalbum …To the Beat of a Dead Horse zum zehnjährigen Jubiläum kurzerhand neu eingespielt.
Eine im Gegensatz zu Car Seat Headrest-Werken Teens of Denial (2016) und Twin Fantasy (Face to Face) (2018) gar nicht primär aus kreativen Ambitionen heraus getroffene Entscheidung, sondern im Fall des ersten Studioalbums der Hardcoreband in erster Linie durch rein praktische Gründe bedingt – auch, um das zehn Jahre alte Debüt in Einklang mit den seit damals veröffentlichten Schaffen zu bekommen: „We always wanted to have a hardbound book version like all of our other albums, so we waited patiently for the anniversary to make this special. It comes with two LPs. The original album from 2009, as well as a newly re-recorded version which was recorded by Zach Tuch (engineer on our song Green) and mixed by Kurt Ballou (Converge). You might be asking “Why re-record this album?” Mostly its because we physically couldn’t remix and remaster the 2009 version due to all the files being lost when the hard drive containing them crashed. We also just loved the idea of Elliot and Tyler getting to play on this album as they weren’t in the band at the time. We wanted the songs to sound like how we’ve been playing them these last bunch of years. Faster and with more energy. So thats what you get here. Geoff Rickly (Thursday) and Jeff Eaton (Modern Life Is War) both stepped up to re-record their guest spots too. True fucking heroes. This deluxe version comes with a 148 page book with hyper detail from the genesis of the band up until Parting the Sea Between Brightness and Me. A foreword by Geoff Rickly as well as photo, flyers, and even the email of a band member quitting. This project took over a year of work and was carefully laid out by Nick Steinhardt with reimagined cover art by Bart Balboa (Birds in row). This is a one time pressing of this deluxe version, limited to 1500 copies. We hope you enjoy.“
Ja, tut man. Allerdings ist Dead Horse X dann auch eine ziemlich diskrepante Angelegenheit geworden, die zwar die Absichten der Band mutmaßlich effektiv erreicht, dies jedoch auch auf Kosten einiger lieb gewonnener Wesenszüge tut – als müsste man quasi für jedes verbesserte Element auch eines in Kauf nehmen, das weniger gut als am Original geglückt ist.
Dead Horse X tritt etwa ganz allgemein weniger roh und ungeschliffen auf als das instinktivere …To the Beat of a Dead Horse, hofiert dafür allerdings auch eine knackigere, fokussiertere Energie. Die Vocals von Jeremy Bolm sind entsprechend sauberer und klarer akzentuiert, haben jedoch nicht die selbe Power wie einst, während die Gitarren voller gemixt wirken, sich besser akzentuiert umspielen.
Damit passen Touché Amoré das Material ihres soundtechnisch ursprünglich doch aus dem Rahmen fallenden Debüts den Standards um die folgenden Parting the Sea Between Brightness and Me (2011), Is Survived By (2013) sowie Stage Four (2016) an, laufen aber auch Gefahr, dessen Essenz ein bisschen zu generischen aufzubereiten. Wo das Tempo und die Durchschlagskraft nun wirklich zwingender und kraftvoller drücken, lernt man den Sound und Charakter der ursprünglichen Aufnahme, dessen kantigere Schönheit und Charme, aber vielleicht erst im rückblickenden Kontrast mit dem Dead Horse X-Facelift wirklich zu schätzen.
Es ist also ein permanentes Für und Wider, in dem sich zudem kleine Facetten zum Ursprungswerk verschoben haben (wie die explizitere Spoken Word-Phase in Cadence, die weniger manische Performance von Rickly, oder die Lyrics im Opener And Now It’s Happening in Mine, wo aus Morrissey nun Leonard Cohen wurde und die Zeile mit Ian Curtis subtiler hängt), weswegen man sich gar nicht notwendigerweise für eine der beiden Platten entscheiden muss – beide haben ihre Stärken und Schwächen, sind unter dem Strich aber authentische Genre-Feuer- und Feierwerke.
(Im Zweifelsfall bleibt aber dann übrigens doch das Original der Favorit. Denn Dead Horse X mag stärker klingen, sich subjektiv aber nicht unbedingt besser anfühlen).
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