Totaled – Lament
Totaled spielen ihren hybriden Black Metal als schmutzigen Crust Punk mit herrlich fauliger Ausstrahlung. In diesem Umfeld gönnt sich Lament allerdings ein paar virtuose Sahnehäubchen.
Schwer zu sagen, woran man hier schneller sein Herz verlieren kann: An die absolut räudige, grindig-triefende Atmosphäre der Platte, die vor garstig-ranzigerer Schwärze förmlich im Schweiß zu ersaufen scheint? Oder aber an die schwindelerregend-superben Gitarrensoli, die sich immer wieder aus diesem aggressiven Morast der punkigen Riffs, galoppierenden D-Beat-Rhythmen und wilden Tremolo-Leads in den truven, neoklassischen Metalhimmel emporstrecken, sozusagen als erhebende Thrash-Ansätze zu kleinen, ungeschliffenen Hymnen des Blackened Hardcore zwischen Versatzstücken des Doom und melodischen Death strahlen?
Sei es, wie es sei – beide triumphal bedienten Punkte spielen Lament jedenfalls in die Karten und sind die gravierendsten Gründe, weswegenn der mysteriösen Profound Lore-Band quasi aus dem Stand heraus bereits um Nuancen besser gelingt, was beispielsweise auch The Secret oder Torch Bearer stilistisch ähnlich praktizieren.
Hinter dieser Ausstrahlung und dem feinen Artwork prügeln Totaled immerhin rundum starke Verdichtungen ihrer Gangart in kompakten, ständig hungrigen 37 Minuten über die Ziellinie, die ästhetisch und klangtechnnisch vielleicht nicht exorbitant viel Spielraum haben, diesen aber durchaus dynamisch zu variieren versuchen.
Deplete darf so mit dramatischen Streichern und dem Gezupfte einer versöhnlichen (ab spätestens dem Intermezzo Ominous im Abgang auch hinten raus schlüssig für kontrastierende Leichtigkeit sorgenden) Akustikgitarre als Intro etwa noch auf die falsche Fährte führen, bevor As Below standesgemäß im reißenden Fleischwolf explodiert, das Tempo irgendwann nackenbrechend drosselt. Man kann die Einflüsse von Pulling Teeth und Cursed dennoch klar hören, wenn die Geschwindigkeiten wechseln, die Intensität aber hoch bleibt, der Pit ruhig ekstatisch explodieren kann.
Alleine der Beginn von Eclipsed hätte dann Oozing Wound begeistert, auch wenn die wohl auf Sprachsamples verzichtet, den Gang von der Raserei in die walzende Heavyness aber sicher mitgemacht hätten. Hypnosis gönnt sich dagegen erst latent mehr Groove am Bass (?), um dann die Slayer-Heulerei in ein fingerpickendes Iron Maiden-Feuerwerk umzuwandeln – ohne auch nur einen Moment aus dem nasskalten Keller zu steigen.
Nur die Inklusion des ruhigen Parts im episch ausgebreiteten, herrlich erschöpfende Closer Bereft will nicht restlos elegant gelingen, wirkt zumindest in Mittelteil kompositorisch fragmentarisch – weswegen die eher auf Kurzweiligkeit und Konzentration, denn auf Wachstum setzende Platte sich trotz ihrer Geschlossenheit auch eher wie eine fulminante Vorstellungsrunde, denn als ein ausformuliertes Schaulaufen mit besonders interessanten Perspektiven jenseits des aktuellen Horizonts anfühlt.
Was aber schon so passt: So infernal der Nihilismus hier misanthropisch, roh und beklemmend finster aus den aggressiv verrotteten Boxen hämmert, so unterhaltsam nutzt Lament sein keineswegs eindimensionales Momentum. Eine den limitierten Möglichkeiten nach maximal abwechslungsreiche Impulsivität, in die man sich übrigens auch durchaus verlieben kann.
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