Total Control – 7″
Royal Headache, Bed Wettin‘ Bad Boys, Parquet Courts, ….– aus Australien rollt derzeit wieder einmal eine atemberaubende Welle junger Rock’n’Roll Bands an. Weil Total Control mit ihrem tollen Debütalbum ‚Henge Beat‚ vielerorts zwischen den Hypes durch den Raster gefallen sind, compilieren die fünf verdienten No Wave-Rocker ihre Anfangsphase für Neuankömmlinge.
Bis auf die Split-Single mit Thee Oh Sees versammeln Total Control hier alles an vor ‚Henge Beat‚ veröffentlichtem Material – also in chronologischer Reihenfolge ‚Total Control‚, ‚Retiree / Meds II‘, ‚Paranoid Video‚ und ‚Pyre Island / Mind Shaft‚. Selbst ungeachtet der Tatsache, dass die einzelnen Kleinformate über etwaige einschlägige Plattformen noch immer mehr oder minder problemlos erhältlich sind, wäre das rein digitale Release von ‚7″‚ auch in physischer Form durchaus eine Geld und Zeit sparende Angelegenheit – sprich: Dienst am neugewonnenen Fan – gewesen. Zumal sich mittels der nahtlosen Rekonstruktion der Total Control-Frühphase die Entwicklung der Band ideal verfolgen lässt.
Wo Total Control also zu Beginn ihrer Karriere auf der selbstbetitelten EP als wilde, Lo-Fi affine Garage-Rockband in der zweiten Reihe hinter Royal Headache, Japandroids, frühen The Hives und Konsorten roh und ungeschliffen den Pegel in den roten Bereich treiben und den Schweiß in kleinen Kellerlöchern ohne Rücksicht auf Verluste zum Sieden bringen, bremsen die Australier nach ihren ersten vier Songs den ungestümen Punk-Drang in den kantigen No-Wave ab, ein distanzierter Groove bleibt allgegenwärtig (sogar in der schlapfenden 80er-Industrial-Demoralisierung ‚Real Estate‚): kühle (oder hier tatsächhlich eher: coole) Synthies dominieren eine reduzierte Tanzbarkeit, monotone Beats schielen Richtung zackigem Wire-Post-Punk und Devo-Elektronik gleichermaßen. Würden Joy Division noch auf Tour gehen wären Total Control also die idealen „Anheizer“, so aber brauchen auch die Düstermänner von Iceage oder die Blade Runner-Briten Editors immer mal wieder potente Vorbands.
Die Historie der Band zeigt sich so als erstaunlich nachvollziehbare Evolutiongeschichte. Die von Total Control (rekrutieren sich übrigens aus Mitgliedern von UV Race, Eddy Current Suppression Ring und Ooga Boogas – szenekundige Hörer werden demnach leise von einer Soupergroup sprechen) vorgeführte Zielsstrebigkeit – im Hinblick auf das ihre bisherige Entwicklung impulsiv durch die Mangel nehmende ‚Henge Beat‚ – verschafft der Frühphase somit eventuell gar einen kurzweiligereren Unterhaltungswert als auf allen Veröffentlichungen danach. Dass man Total Control dennoch oder deswegen weiterhin ganz oben auf der Rechnung behalten muss, das haben im letzten Jahr eine abermals selbstbetitelte EP, ‚Scenes from a Marriage‚, der Split mit King Tuff und nicht zuletzt der Wechsel zum Indiegiganten Sub Pop vorgeführt. Dafür, dass Total Control auf der nächsten Hypewelle ganz oben mitschwimmen ist also vorgesorgt.
‚7″s‘ im Total Control Bandcamp
Kommentieren