Torche – Restarter

von am 15. März 2015 in Album

Torche – Restarter

Ein Jahr nach dem Floor-Comeback ‚Oblation‚ ist das vierte Studioalbum nun entgegen seines Titels alles andere als ein Zeitpunkt für rebootende Neustart-Gedanken bei Torche. Viel eher gewichtet Steve Brooks‘ Hauptband die klassischen Zutaten ihrer Sludgemonstren nur marginal neu, zieht die Schrauben damit allerdings abermals effektiv enger.

Wahrscheinlich ist es die größte Leistung von ‚Restarter‚, dass es ein patentiertes Erfolgsrezept – die Schnittmenge aus kickendem Sludge und umarmendem Pop mit einer verführerisch zugänglichen Brachialität idealer als alle anderen zu bedienen – abermals aufkocht, ohne dabei abgestandene Abnutzungserscheinungen aufzuweisen: Torche haben ihren Stil eben seit jeher gefunden und dabei die Kunst verinnerlicht, mit Altbewährtem zu fesseln. Zehn keineswegs generisch wirkende, sondern enorm vitale und vor Kraft nur so strotzende Songs lang hat die von Miami aus in alle Winde zerstreute Band also abermals  ihre Hausaufgaben erledigt – und nebenbei noch die Zeit gefunden in trashigen Games die Welt zu retten.

Sicher ist hingegen, dass diese keineswegs nach Routine anfühlende Souveränität nicht dem Zufall geschuldet ist: Steve Brooks, Jonathan Nuñez, Andrew Elstner und Rick Smith wissen sehr wohl, wo man am Grundrezept schrauben muss, um die Dinge kontinuierlich unterhaltsam zu gestalten.
Restarter‚ setzt nun also dort an, wo ‚Oblation‚ aus der Torche-Perspektive geendet haben dürfte: bei einem Mehr an Härte und einem etwas eingeschränkteren Spielraum für den Pop. Dennoch ist ‚Restarter‚ kein Dacapo für das Comebackalbum der Blaupausenband Floor. Dafür tummeln sich die Melodien in Torche-Gefilden weiterhin zu freizügig hofiert, die Hooks fixen schneller an, dafür hat sich die Band aber vor allen auch zu viele in alle Richtung ausbrechende kleine Geistesblitze einfallen lassen. Weil eben: bei den eigenen Leisten bleiben ist das Motto, aber der Pegel darf ruhig auf Konfrontationskurs mit dem enorm zugänglichen ‚Harmonicraft‚ stehen.

Annihilation Affair‚ beginnt deswegen unmittelbar in klassischen Torche-Territorien, verharrt ab der Hälfte aber in einer maschinellen, repetitiv-umwälzenden Lauerstellung aus Feedbacktyranei und groovender Hypnose, der knapp neunminütige Titeltrack und Closer kommt dann in seiner stoischen Haltung beinahe als waschechte Stoner-Krautrockanlehnung mit nur einer Textzeile und kontextrelativer Transzendenz aus: ein Riff-Mantra. Das surfende ‚Blasted‚ drangsaliert dagegen weiter hin zum Indierock als die meisten Songs der Band bisher, steht dabei aber auch stellvertretend für den kompakten In-Your-Face-Mittelteil der gesamten Platte: mit ‚Loose Men‚ schreiben Torche kurzum ihre eigene Partyhymne, die so auch Queens-Vorstand Josh Homme die Möbel aus dem Fenster schmeißen lassen könnte; ‚Undone‚ pustet danach in nur 100 Sekunden jeden unnötigen Ballast aus den Gehörgängen. Warum diese Band eine derart breite Basis anspricht: am besten hier nachhören.

Am stärksten imponierten allerdings Start- und Schlussphase der Platte, wenn Torche ihre Songs zu wahren Monolithen aufziehen und ‚Restarter‚ sich unter immensem Druck verdichtet. Das getriebene ‚Bishop In Arms‚ hetzt da wie ein wilder Stier, angeleitet von einer vagen Idee an majestätischen Überbauten, ‚Minions‚ konterkariert danach mit einem akribischem Zeitlupenheadbangen, das seinen Abspann psychedelisch im Wüstensand aussetzt. ‚No Servants‚ lässt seine Gitarren um ein gnadenloses Noisestechen meditieren, öffnet sich dann aber zu einer tonnenschwere Schönheit, die massiv drückt, gleichzeitig regelrecht filigran umsorgt wirkt. Der Stop-and-Go-Break von ‚Believe It‚: eine einschüchternde Walze im Burnout-Modus.
Vor allem hier holt einem die Kombination aus Jonathan Nuñez‘ Produktion und Kurt Ballou-Mix auch förmlich den Verputz von den Wänden: der Bass grummelt wie ein fieses Erdbeben, nah dran an der Frühphase der Band – aber nur volle Lautstärke bedeutet hier deswegen auch vollen Unterhaltungswert. Dass ‚Restarter‚ trotz allem ein bisschen der erschlagende Aha-Effekt abgeht fällt da auch kaum ins Gewicht: man hat sich eben an die hochgradige Klasse dieses so zuverlässigen Quartetts gewöhnt.

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1 Trackback

  • Mutoid Man - Bleeder - HeavyPop.at - […] die röhrenden Saiten zwingen hingegen zahlreiche Passagen der letzten Torche Platte ‚Restarter‚ in die Knie. Spätestens wenn ‚Soft Spot…

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