Torche – Harmonicraft

von am 25. April 2012 in Album

Torche – Harmonicraft

Ist das nun detailfixierte Stagnation oder linientreue Formvollendung? Irgendwo dazwischen bleiben Torche die Antwort schuldig und brettern lieber mit noch mehr Sonnenschein durchs rohe Sludgeland. Wie fröhlich können diese fiesen Riffmeister eigentlich noch rocken?

Die brachiale Energie um sich tretender Metalgestiken. Die zähe, walzende Behäbigkeit des Sludge, gepaart mit der kickenden Wucht knackiger Rockabfahrten, gewürzt mit dem gewitzten Wissen um geschmeidige Popmelodien. Tollwut mit Schaum vorm Mund, nur dass das eben Zucker ist, bei der Schlägertruppe im Tutu. Man kennt alles bereits vom selbstbetitelten Debütalbum,  von dessen Nachfolger ‚Meanderthal‚ und den EP’s ‚In Return‚ und ‚Songs for Singles‚, was die eingängigen Ohrwurmmetalmänner um Steve Brooks auf dem dritten Album seit dem Ende von Floor da wieder zelebrieren. Ob sie das nun besser oder schlechter machen als bisher, darf man spontan und beim Headbangen entscheiden. Fest steht hingegen, dass Torche auch im dritten Anlauf die Luft nicht ausgeht, die ihre so unvereinbare Melange aus Bonbon und Stacheldraht ungeachtet der bösen Blicke der Stilpolizei kompromisslos durchziehen und ja, eigentlich sogar noch hartnäckiger Richtung Eingängigkeit dreschen.

Letting Go‚ knallt sofort mit einem freundlichen Grinsen aus den Boxen. Die Grenzen zur freudestrahlenden Poppigkeit werden auf einem Album, dass mit knuffig durchs Bild tollenden Drachenwesen und wolkigen Regenbogensurrealitäten im Zuckerwattenland hausieren geht und wahlweise im Bundle mit passendem Skatedeck unter die feiernde Meute geworfen wird, endgültig ignoriert. ‚Harmonicraft‚ jubiliert die Freude an harter Musik mit sich überschlagender Glückseligkeit und vergisst dabei nicht, dem Moshpit ordentlich einzuheizen: ‚Walk it Off‚ hetzt in nicht einmal eineinhalb Minuten durch sein heulendes Trademarkgehächsel, die erste Single ‚Kicking‚ kickt die Stärken dieser Band ohne Fett auf den Punkt, selbst mit gegniedelten Desert Rock Soli aus dem Zirkuszelt immer auf dem direktesten Weg zum Hit unterwegs. ‚Harmonicraft‚ ist in seinen melodischen Momenten noch catchier als seine Vorgänger, in seinen harten abgerundeter. Und in seiner Kompatheit nicht um Abwechslungen verlegen.

Reverse Inverted‚ ist heulender Stoner Metal, mit ‚Looking On‚ rüttelt die längste Nummer am Doombaum und wenn ‚Harmonicraft‚ zum Ende das Tempo rausnimmt und gen Wurzelbesinnung schiebt, ist das mittlerweile ein schon klassisches Verhaltensmuster für Torche-Alben. Hinten raus findet das Gewitter statt, das auf ‚Harmonicraft‚ krawallliebhabender ist, als man das von einer Band erwarten würde, die sich selbst nicht immer bedingungslos ernsthaft in Szene setzt. Wo dann eben der essentielle Knackpunkt stattfindet: Torche unterhalten mit ihrer Musik grandios und geben die hemmungslosen Partyclowns ohne sich zur Lachnummer zu degradieren, man niemals den unbedingten Willen zum Nachdruck, zur potentiellen Gefahrenquelle ausschließt. Weil aller guten Dinge ohnedies drei sind und niemand sonst so ulkigen Sludge-Pop spielen kann, ohne lächerlich zu werden, ist ‚Harmonicraft‘ dann über den Daumen gepeilt mal einfach herrlich formvollendete Stagnation, die unterhält wie Sau. Mit der man nur zu gerne freundschaftlich zum High-Five ansetzt, um dann hinterrücks genüßliche Arschtritte ausgeteilt zu bekommen.

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