Tom Meighan – The Reckoning
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Die Abrechnung – mit sich selbst, oder doch eher alten Kollegen? Wie auch immer: Drei Jahre nach seinem Rausschmiss gelingt Tom Meighan mit dem Solodebüt The Reckoning jedenfalls doch tatsächlich das solideste Kasabian-Album seit langer Zeit.
Was angesichts der stark mediokren Qualität der Platten von Meighans Stammband seit Velociraptor! freilich absolut relativ zu verstehen ist. Doch radiofreundlichen Brit-Alternative Rock kann Meighan aktuell tatsächlich besser als Sergio Pizzorno, wie das dem Vergleich mit Kasabian keineswegs entziehen wollende The Reckoning gerne mit psychedelisch eingefärbter, breitbeinig die Pommesgabel schwingenden Tanzbarkeit, unmittelbarer Catchiness und hier und da auch prolliger Attitüde, die die Gallaghers (primär Liam) sicher zu schätzen wissen, vorführt.
Alles hat Hand und Fuß, die Riffs und Grooves sitzen solide, Songs wie das energische Acrobat oder das euphorisch stampfende Don‘t Give In haben einen unmittelbaren Unterhaltungswert – und potentiell gute Abwerbe-Argumente für loyale Kasabian-Anhänger.
Die werden hoffentlich verschmerzen, dass der Tiefgang überschaubar bleibt und sich eher bagatellisierende „Ohohoo“s und „Lalala“s als tatsächliche Killer-Hooks auftauchen, also jene Sorte Genieblitze, die aus effektiven, aber auch schnell wieder vergessenen Ohrwürmern wirkliche Klasse-Hits mit nachhallender Einprägsamkeit machen würden. Oder dass die Balance aus Strophe und Chorus bei manchen Songs etwas forciert wirkt, einige Refrains ohnedies zu oft wiederholt werden, und sich während des Konsums eine latente Übersättigung einzustellen droht, derweil es grundlegend wenig abseits der offensichtlichen Agenda zu entdecken gibt.
Gerade selektiv in Party-Playlisten eingestreut ist das durch die Bank okayes Ergänzungsmaterial zu den wirklichen Euphorie-Bomben. Ohne wirklichen Ausfall ist die Bandbreite im Spektrum so von der Hard-Fi’esken Club-Party Thinking on Our Feet bis zur pathetischen Streicher-Ballade Scared, vom massiv polternden Movin‘ On bis zum gekonnt den Spagat (zwischen Muse-Stadion-Autobahn und zurückhaltender Einkehr) machenden Shout It Out oder dem obligatorischen Intim-Schlusspunkt-Titelstück in seiner doch etwas tranigen Sentimentalität einfach mit viel Kompetenz ausgespielt, auch wenn einem freilich die Stimmung nach derart plakativer, wenig Reiz abseits der Brachialität entwickelnde Funktionsmusik stehen muss. (Ein Szenario, bei dem man sich dann wertungstechnisch auch ziemlich mühelos einen Punkt bei der folgenden Bewertung dazudenken darf. Die nächste Meighan-Platte wird an dieser Stelle jedenfalls deutlich gespannter erwartet, als neues Kasabian-Material!).
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