Toby Driver – Raven, I Know That You Can Give Me Anything

von am 29. November 2024 in Album

Toby Driver – Raven, I Know That You Can Give Me Anything

Für den nimmermüden Toby Driver ist 2024 ein besonders produktiver Jahrgang, der offene Fanherzen einrennt. Dennoch erweist sichRaven, I Know That You Can Give Me Anything als eine ambivalente Angelegenheit.

Das liegt primär an Faktoren, die sich gleich in der ersten Albumhälfte anhand zweiter Songs manifestieren.
So glattpoliert und optimistisch fröhlich wie in Someday There’ll Be an Avalanche („dreamt in its entirety one early morning last winter“) hat man Driver selten gehört. Zumindest im Kontext geht die Nummer deswegen fast schon als radiofreundlicher Softrock-Pop samt Folkflöten-Solo (von Terran Olson) und liebenswürdiger Gitarrenlinie durch. Das ist nicht unbedingt anbiedernd, verschränkt Sound und Songwriting aber mit einer gewissen Beliebigkeit, die den Song zu aufdringlich aus dem Rahmen fallen lässt.
Und die schwülstige Twin Peaks-Elegie Antinous in the Nile wäre an sich ein toller Song. Allerdings zeigt sich besonders hier auch, dass Lyrics einfach nicht die starke Seite von Driver sind. Dass er auf Raven, I Know That You Can Give Me Anything (neben allen Gitarrenspuren, Gesang und den Bässen) für diese im Alleingang verantwortlich zeichnet, tut der Platte generell nicht gut – der kitschige „To soon“-Part in Antinous in the Nile ist aber einfach nur nervtötend.

Abseits dieser insgesamt zehn Minuten ist Raven, I Know That You Can Give Me Anything aber ein Fan-Pleaser der edlen Art, auf dem Driver mit seinen Helfern – Ana Cristina Pérez Ochoa (keyboards, voice), Samuel Gutterman (drums) und Nick Hudson (backing vocals) – die Komfortzone souverän verwaltet.
Von Ticking Timebomb weg verführt das mysteriös sanfte Trademark-Amalgam aus ambientem Slowcore, exzentrischem Dream Pop und avantgardistischen Artrock elegisch schwelgend entlang balladeske Goth-Synths und einer abstrakten Romantik, bis der fehlerlose Lauf aus Transdimensional Alluvium, dem noch besseren Titelstück, Shankha (das somnambul wie eine luftiger Ethereal Wave-Doom ohne Gewicht schreitet) sowie dem schönen Closer Talismans To Keep Me jazzig angehauchte Synth-Anästhesien liefern, wie sie nur Driver zustande bringt.
Dennoch hat Raven, I Know That You Can Give Me Anything als Gesamtwerk wegen seiner Schönheitsfehler das Nachsehen gegen die neue Version von They Are the Shield sowie Oak Lace Apparition.

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