Timothée Chalamet – A Complete Unknown

von am 4. Januar 2025 in Soundtrack

Timothée Chalamet – A Complete Unknown

Auf Johnny Cash folgt Bob Dylan: Fast zwei Jahrzehnte nach Walk the Line hat James Mangold mit A Complete Unknown wieder einen biographischen Spielfilm über einen ikonischen Musiker gedreht.

Für den noch vor dem Kinostart verfügbaren Soundtrack hat Hauptdarsteller Timothée Chalamet den Gesang von Dylan gekonnt nasal imitiert, und die restliche Musiker-Riege tritt mit entsprechend routinierter Kompetenz auf, macht ihre Sache ebenso abgeklärt, glaubwürdig  und gut. Handwerklich fehlerfrei und weitaus weniger bemüht, als erwartet.
Nicht mehr, nicht weniger.
Schließlich hat der Soundtrack von A Complete Unknown abseits der dazugehörigen Bilder absolut keinen Mehrwert, keinerlei kreative Individualität oder Interpretationsspielraum nutzende Ambition. Wo es da beispielsweise schon das Maximum an aus dem Fenster gelehnter Extravaganz darstellt, von It Takes a Lot to Laugh, It Takes a Train to Cry die frühe Bootleg-Variante der Newport-Version nachzuspielen, fehlen den soliden Kopien hier all die markanten kleinen Kniffe in der Darstellung, die Dylans (meist vor dem elektrifizierenden Knackpunkt in seiner Karriere angesiedelten) Originale genial machen.

Dieser redundante Modus Operandi liegt natürlich im Sinn der Sache – akurates Abpausen ist gefragt, keine zusätzlichen Impulse. Was aber im Umkehrschluss allerdings eben auch bedeutet, dass es wirklich keinen Grund gibt, sich diese Soundtrack- Interpretationen jemals anhören zu müssen/wollen. Oder wie oft ist Walk the Line nach 2005 auf dem Plattenspieler gelandet, wenn der Griff zu einem adäquaten Cash-Best of möglich war?
Dazu kommt, dass Monica Barbaro als Joan Baez offenbar gut besetzt ist, auf die Gesangsebene limitiert aber subjektiv betachtet oft latent aufdringlich-nervend intoniert und Boyd Holbrook als Johnny Cash im Gegensatz zu den Darbietungen von Joaquín Phoenix auf der anderen Seite ziemlich blass und handzahm bleibt. Wimoweh (Mbube) von Edward Norton als Pete Seeger macht dagegen unorthodoxen Spaß und verdeutlicht auch: Die Performance der Schauspieler mit jenen der (lebenden) Legenden aus dem Musikbusiness zu messen, kann nur unfair enden.
Insofern sollte man den Soundtrack von A Complete Unknown als Funktions-Werk wohlwollend zumindest als gut genutzte Gelegenheit verstehen, um einer jungen Generation den Katalog von Dylan über den Hollywood Film nahezubringen.

Print article

Kommentieren

Bitte Pflichtfelder ausfüllen