Thou & Ragana – Let Our Names Be Forgotten

von am 15. Dezember 2018 in EP

Thou & Ragana – Let Our Names Be Forgotten

Perlen vor die Säue: Erst sobald man sich auf Let Our Names Be Forgotten durch die mediokre Unausgegorenheit von Ragana gekämpft hat, servieren Thou zwei absolute Highlightsongs ihres makellosen Wahnsinnsjahres.

Wo sich das weibliche Duo aus Oakland positionieren will, ist auch nach sieben aktiven Jahren beziehungsweise den drei neuen Songs von Let Our Names Be Forgotten unklar. Wobei die Limitierung der Multiinstrumentalistinen auf Gitarre, Schlagzeug und Gesang nur eines, jedoch das augenscheinlich elementarste Problem von Ragana bleibt.
Schließlich gelingt der Stilspagat von Maria und Nicole immer dann durchaus einnehmend, wenn sie mit sauber interagierenden Saiten, reduzierten Drums und klar-verträumten Gesang in einen kontemplativen Postrock ala Slint schwelgen, den Melodien einen ungezwungenen Freiraum geben. Sobald sie aber den Schalter zu ihrer harschen Seite umkippen, hysterische Blackened-Schreie (irgendwo zwischen Oathbreaker und den Thou-Buddies The Body) hinausbrüllen und näher am schleppenden Doom brutzeln, dann klingt das ohne massive Flächen aus Bass oder mehr Gitarren nicht nur unheimlich dünn, sondern vor allem ohnedies auch viel zu erzwungen forciert und dennoch eindimensional plakativ.

Was im halbwegs stimmungsvollen Opener Involate sowie dem ruhig zum Folk hin beginnenden, erst später zur ausgemergelt Heavyness mäandernden The Void über ein gutes Gespür für Dynamiken noch halbwegs klappt, entpuppt sich jedoch spätestens in The Sun als mühsamer Clusterfuck: Das nachdenklich Richtung Ambient plätschernde Gebräu orientiert sich spontan zum traditionelleren Funeral Doom mit entsprechend entschleunigten gebrüllten Vocals, bevor Ragana irgendwann zum skizzierten Black Metal losbolzen und diese willkürliche Aneinanderreihung von verschiedenen Parts niemals zu mehr als die Summer ihrer Teile werden lassen.
Wie man in einer ähnlichen Veranlagung kompositionell und inszenatorisch effektiver arbeitet, ließe sich beispielsweise bei Big|Brave oder Bismuth nachhören. Praktisch keinerlei Optimierungpotential lassen dann allerdings Thou zu, die hier über knapp 20 Minuten einmal mehr triumphal abliefern, das unbefriedigend-frustrierende Gefühl der Ragana-Songs wie selbstverständlich plätten.

The Fool Who Thought He Was King beginnt melancholisch, beinahe ätherisch, wo die Gitarren sich erst locker umspielen und der Gesang ein Duett aus dominanten Funck-Growls sowie dem darunter liegenden Alice In Chains-artige Klargegesang ala Rhea Sylvia bilden. Diese Stimmfärbung setzt also den symbiotisch-assimilierenden Charakter von Magus fort, weswegen The Fool Who Thought He Was King auch nicht erst dann ein potentielles Highlight auf dem regulären Studioalbum gewesen wäre, wenn der Song in ekeliger Heavyness aufplatzt, einen traurigen, resignierenden Beigeschmack behält, abwartend brutzelt und seine Melodien aus der verbrannten Erde wachsen lässt, dann geradezu kontemplativ am Post Metal entlang wandert und die Gedanken schweifen lässt. Verdammt großes Kino, selbst im Kontext dieser Kombo.
Death To the King & All His Loyal Subjects verdichtet dagegen von der ersten Sekunde an ein superfies malmendes Riff im Verbund mit einer krackelig dazuschrammenden Rost-Akustikgitarre. Nach knapp drei Minuten des relativ vertraut Bratens schieben Thou den Horizont auf und atmen etwas befreiter im Morast, drosseln das gemächliche Tempo immer weiter und kotzen hinten raus in ein Gothic-Varieté. Eine schaulaufende Machtdemonstration, die gerne auch noch länger hätte gehen dürfen. Obwohl man selbst dann wohl immer noch nicht wüsste, wie Thou das mit dieser Unfehlbarkeit hinbekommen und nur feststeht, dass der Titel dieser Split-EP zumindest für die auf Baton Rouge geprägte Band mit solchen Songs in der Hinterhand niemals zutreffen können wird.

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