Thomas Erak and The Shoreline – The Whole Story
Was im vergangenen Jahr bis zu einem gewissen Grad auch durch seine neuen Projekte Spit Spot und Push Over unterstrichen wurde: Letztendlich spielt es nur eine untergeordnete Rolle, unter welchem Banner Thomas Erak seine Songs veröffentlicht – sei es bei The Fall of Troy, Just Like Vinyl oder nun eben offiziell als Vorstand von The Shoreline.
Schließlich ist neben grundlegenden Vorlieben alleine seine Stimme und Gitarrenspiel absolut charakteristisch für all diese Projekte. Insofern ist es da wohl nur stimmig, dass The Whole Story ungeachtet des proklamierten Bandhintergrundes nun das offizielle Solodebüt des 33 Jährigen darstellt, Anfang des Jahres finanziert via Crowdfunding.
Diese Ausgangslage nutzt Erak, um seinen homogenisierenden Signaturen Sound auf den sechs Songs dieser EP auf Erkundungstour zu schicken, quasi mit jeder Nummer andere Optionen auszuloten – obgleich seine Handschrift natürlich stets prägnant erkennbar bleibt und sich gerade der nach vorne geprügelte Sprinter Sick and Tired, der sich teilweise zwar für „Lalalalals„-Parts abbremst und im Kreis dreht, sonst aber betont hysterisch aufgedreht, praktisch nahtlos in das Œuvre von Just Like Vinyl einfügen würde.
Wo der Hit He Said, She Said mit seinem sportlich schrammelnden, entschlackten Riff wie eine (etwas zu) entschleunigte Referenz an The Fall of Troy klingt, die Pop und Screamo um eine Spur zu wenig intensiv gerade mit einem Finale koppelt, das Handclaps und zugänglichen Mitsingparts zulässt, färbt schon der Opener Silver Tongue sich erst mathlastig ala Lite ein, nur um dann näher am griffigen Alternative Rock zu hyperventilieren. Und Body High ist mit seinem abgedämpft rumpelnden Rhythmusgruppe etwas, das The Fever 333-Boss und Ex-letlive.-Schreihals Jason Butler gefallen könnte: Die Gitarre heult gnödelnd zu den trockenen Drums, anachronistische The Shoreline bäumen sich drastisch auf, geben sich betont roh, und Erak brüllt den schleppenden Refrain am repetitiven Posthardcore walzend etwas zu durchsichtig und simplizistisch hinaus.
Am besten ist The Whole Story deswegen auch, wenn dieser sich gänzlich zurücklehnt, den Prog zugunsten konventioneller Strukturen und entspannter zu goutierender Zugänglichkeiten zurückschraubt – wenn man so entweder will das Zeugnis eines reifer gewordenen Songwritings, oder eben eine gewachsene und adäquat vertiefte Perspektivenvielfalt.
Das famos-überragende Payday Loans pendelt countryesk am Classic Rock-Vibe einer abgeklärten Veranda, melodisch herrlich abgehangen und welterfahren, das Solo schließt unaufgeregt die Augen. Heartpoon ist danach vielleicht sogar der Versuch, eine hymnisch-tröstende Stadionballade samt Postrock-Überbau einzuspielen, die in den tröstend nach Aufbrauchstimmung schreienden Abspännen emotionaler Blockbuster verwendet werden könnte. Ohne Klischees kommt das zwar nicht aus und schunkelt generell eine Spur zu wohlig ins gemütlich-melodramatische, hat dabei jedoch eine durchaus bezaubernde Anmut mit Hang zur Romantik, die man so von Erak noch nicht kannte.
Das Ergebnis ist dann deswegen im Idealfall auch eine kleine Revolution im Kosmos des virtuosen Technikers, eine gelungene, aber nicht restlos ob der Ausrichtung sichere Frischzellenkur und auch deswegen rundum überzeugende Ausdehnung von Eraks Diskographie, die kompositionell markanter und stilistisch ambitionierter zündet, als die letzten Veröffentlichungen seiner tatsächlichen Bands. Deswegen bleibt zu hoffen, dass der getriebene Mann aus Washington den Titel Lügen strafen wird – und diese 24 Minuten eben nicht The Whole Story der Shorelines darstellt.
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