Thom Yorke – Suspiria: Unreleased Material
Aus gutem Grund bisher unveröffentlicht: Thom Yorke schickt seinem ohnedies sehr ausführlichen Score zu Suspiria trotzdem eine Handvoll neuer Tracks zielloser Soundskizzen inklusive ganzer dreier Spin Off-Ideen rund um Volk hinterher.
Die auf die lächerlich geringe Stückzahl von 1500 (von vornherein überteuert verhöckerten) Exemplaren limitierte Vinylversion dieses Appendix zum Soundtrack-Komponisten-Debüt des Radiohead-Frontmannes sind freilich längst ausverkauft (bzw. noch kostspieliger auf etwaigen Plattformen aus zweiter Hand zu erstehen), doch im Grunde ohnedies selbst für Hardcore-Komplettisten alles andere als essentiell. Immerhin trägt Yorke mit dem nunmehr nicht als solches durchgehenden Unreleased Material der Sessions nur 14 zusätzliche Minuten an ästhetisch kohärenten, unausgegorenen, fragmentarischen Experimenten zusammen, die dem Score an sich absolut nichts Neues hinzuzufügen haben.
Im Gegenteil eigentlich: Selbst im regulären Gefüge von Suspiria hätten die 7 Tracks dieses Kurzspielers wie redundantes Lamentieren auf Zeit ohne künstlerischen Mehrwert gewirkt. Separat ohne den entsprechenden Kontext (samt den Leerlauf kaschierenden Stärken) veröffentlicht, wird die Angelegenheit hingegen sogar noch überflüssiger.
Am deutlichsten wird dies in den drei Variationen des auf Volk basierenden Spin Off, die hart an der Grenze zum nervtötenden Mäandern entlangschrammen, dem Original keinerlei interessante zusätzliche Facetten oder Perspektiven abgewinnen, sondern sich vielmehr wie ein Ausprobieren verschiedener Sackgassen anfühlen. Detektivisches Basement Session-Flair mit archivarischem Erkenntniswert? Negativ.
Yorke lässt vielmehr elektronische Willkür walten, die aus schillernden Soundeffekten, zirpenden Schaltkreisen sowie ziselierten Keyboard-Blitzern bestehend schabend und schnaufend kaleidoskopartig keinerlei zu Ende gedachtes Konzept offenbaren, das im ansetzenden Gedankengang zum finalen Soundtrack-Song schlüssige Ergänzungen liefern würde.
Nur bedingt überzeugender der Rest des Unreleased Material: Unmade Overtones ist stimmungsvoll dröhnender Ambient, eine ziellose Szenen-Begleitung ohne Tragkraft – also keine vage Ideenvision, die man nicht bereits besser ausgearbeitet von Suspiria selbst bereits kennen würde. Unused Spell knüpft assoziativ durch sein diffuses Nebelgewirr themenmäßig direkte Bande zum Mutterschiff, nach 50 Sekunden verglüht das Signature-Motiv hier jedoch inkonsequent. Vielleicht wäre es höchstens interessant gewesen, die Häppchen im Vorfeld präsentiert zu bekommen, um ihren Werdegang zu verfolgen. Hier entsteht im schlimmsten Fall jedoch sogar das Gefühl, anhand einiger Rophrkrepierer und toter Masse vorgeführt bekommen zu haben, weswegen der letztendlich finale Soundtrack im vergangenen Jahr so gut funktionierte.
Am ehesten zurückkehren wird man zu Unreleased Material selbst als unersättlicher Yorke-Anhänger deswegen auch höchstens zum Doppel aus A Conversation With Just Your Eye – eine delirante Klangmalerei mit gespenstisch verführender Schlagseite und weit entfernten Ahnungen von diffus verschwommenen Vocals im ansonsten rein instrumentalen Gebastel, ätherisch einnehmend und alleine durch die Ausführlichkeit der Nummer auch am ehesten eine klassische B-Seite – sowie dem danach ohne Sollbruchstellen übernehmenden The7th7th7th7thson, in dem die Atmosphäre von Suspiria kohärent aufgewärmt wird, bevor sie eindruckslos verglüht.
Das sind immer noch keine Sternstunden der York’schen Geschichte, als irrelevante Bonusstücke aus der Mottenkiste aber eben doch zumindest mitnehmende Texturen, die zumindest jeder zu schätzen wissen wird, der Suspiria bereits hemmungslos verfallen war. Oder aber: Momente, die das kommerzielle Ausschlachten von derart dezidierter Ausschussware eher durchgehen lassen.
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