There Will Be Fireworks – The Dark, Dark Bright
Für Uneingeweihte kommt das stets über den Himmel hinausragen wollende Feuerwerk ‚The Dark, Dark Bright‚ wohl aus dem Nichts, während Kenner der schottischen Band wissend mit der Zunge schnalzen werden: ein frohes Fest zum Abschluss des Jahres für all jene, die sich schon immer gefragt haben wie das wohl klingen würde, wenn Snow Patrol und Frightened Rabbit zusammen in einer Postrock-Band spielen würden.
Postrock meint in diesem Kontext freilich vor allem das traumwandlerisch perfektionierte Umschalten von Laut auf Leise, sowie weitreichend jubilierende Delay/Reverb-Gitarren, die immer wieder aus den euphorischen Eruptionen des There Will Be Fireworks-Indierock Songwritings hervorbrechen. Viel geordneter als noch auf dem selbstbetitelten Debüt von 2009, beherrschter, versöhnlicher und anschmiegsamer – weniger Aereogramme und dafür mehr The Unwinding Hours, wenn man so will. There Will Be Fireworks klingen nun weniger impulsiv, vor allem auch deutlich besser produziert, vor allem aber noch schwelgender, größer, epischer, hymnischer. Die Band scheint für Momente wie das wirbelnde ‚South Street‚ genau studiert zu haben wie The Gaslight Anthem das mit den bodenständigen Stadionhits machen, während ‚Youngblood‚ mit Banjo in die folkige Nische von Dry the River poltert, und die thatralische Klavierballade ‚Elder and Oak‚ zerrt den offenen Rock der Glasgower mit ergiebiger Liebe zum Kitsch auch dank der exzessiv gestikulierenden Gesangsleistung von Nicky McManus biszu den Killers hin. Dieses schottische Quartett liebt ausladende Bewegungen und pathosschwangeren Minimal-Bombast, sanfte Streicherelegien und optimistisch anklingende Bläser, Melodiebögen mit langem Atem und exzessiven Finale (‚Ash Wednesday‚), und weltumarmende Intonationen mindestens so sehr wie die kleine Gesten.
Für ‚And Our Hearts Did Beat‚, ‚Roots‚ oder ‚The Good Days‚ reichen There Will Be Fireworks Akustikgitarre, Stimme und viel Atmosphäre um herzzerreißende Szenarien am offenen Herzen zu kreieren, hier wiegen die stillen Ruhepole und intimen Atempausen von ‚The Dark, Dark Bright‚. Da wähnt man sich beinahe in der Blockhütte des ersten Bon Iver-Albums, wenn man nicht mitten drin im Grey’s Anatomy-Liebeschaos ist, sondern die Scheite im Feuer lodern zu hören glaubt. Eine bestimmte Grazien wie ‚Your House Was Aglow‚ muss man jedenfalls erst einmal aus der Sehnsucht herauskitzeln.
Und dennoch: die richtig überragenden Momente, die Tsunamiwellen der brodelnden Gefühlswelt, sie finden doch in den Aushängeschildern der Platte wie dem stampfenden, vor Dringlichkeit förmlich platzen zu scheinenden ‚River‚ statt, in dem There Will Be Fireworks ihr durchkomponiertes Spiel auf der Klaviatur der tränenreichen Melancholie schon beinahe zu perfekt kalkuliert inszenieren. Dass die Glasgower sich selbst dabei immer wieder bedenklich unkaschiert der Referenzkeule ihrer Vorbilder aussetzen beschert ‚The Dark, Dark Bright‚ wie schon seinem Vorgänger das eine oder andere hartnäckige Déjà-vu. Wo Brand New’s ‚Jesus‚ aufhört und ‚Here Is Where‚ beginnt ist da jedenfalls nur eine der offensichtlichsten Ermessensfragen.
‚The Dark, Dark Bright‚ ist eine Platte, deren herausragenden Momente ein wenig die Sicht auf den zu jedem Zeitpunkt fehlerfreien und zumindest grundsoliden Indierock-Rest verstellen. Die bisweilen an Gänsehaut-schürende Intensität grenzende Imposanz der besten Augenblicke eines sorgsam arrangierten Zweitwerks kann damit nicht über die volle Distanz durchgehalten werden, oft ist das alles eben auch „nur“ Business ad usual, fein herausgeputzt und hübsch zurechtgemacht. Und selbst in den zurückgenommenen Momenten tragen die vier gerne dick auf ohne zuviele Zutaten zu verwenden. Um den zweiten der beiden abschließenden Hypes des ausklingenden Jahres tragen zu können, dafür reicht die Klasse von ‚The Dark, Dark Bright‚ dennoch. Denn There Will Be Fireworks wissen schlicht und einfach was sie tun, wo sie die Hebel ansetzen müssen und wie sie ihr intimes Breitwandkino am effektivsten in Szene zu setzen haben. Subtil ist das freilich alles nicht. Aber manchmal tut einfühlsame Schönheit auch mit dem Vorschlaghammer gut.
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