Theophonos – Allegheny Rains

von am 7. Februar 2025 in Album

Theophonos – Allegheny Rains

There’s 5 seconds of black metal“ und „stop worrying about genre“ stellt Jimmy Hamzey mit den Bandcamp-Tags von Allegheny Rains vorab klar. Das geht alleine deswegen schon klar, weil er sich längst einen unverkennbaren Sound erarbeitet hat.

Das dritte Album des Amerikaners unter dem Theophonos-Banner ist wenige Wochen nach Banishment darüber hinaus aber eine Konfrontation von dieser enorm direkten Attitüde mit einer sich leicht vom wesentlichen ablenkenden Impulsivität.
Das beginnt bei der Entstehungsgeschichte der Platte („The bulk of the record is recordings from May 2023 to January 2024, which were finished between December 2024 and January 2025. I got distracted by writing and recording what became Tassel of Ares.“) und gipfelt hinter dem entsprechenden neuen Profilfoto in einem langen (auch absurderweise gen Macarena bay“ ziehenden) Rant, der durch die leidenschaftlich AI-Diskussion hinsichtlich der Artwork-Entscheidungen ordentlich Benzin ins Feuer gegossen bekommt.

Auf die Essenz seines Wesens konzentriert ist Allegheny Rains allerdings vor allem ein Album geworden, dessen Dringlichkeit zum Intensivsten gehört, was Hamzey bisher aufgenommen hat. Die technisch vertrackte Aggression birst förmlich vor Energie und Kraft, vermengt sich gemeinsam mit der Produktion und einem giftigen Mix zu einem unmittelbar mitreißenden, rohen Strom ohne eine wirklich dynamische Bandbreite im morastartigen Klang zu erzeugen.
Wie gut die Inszenierung dem diesmal in kompletter Eigenregie arbeitenden Hamzey diesmal gelingt, lässt sich übrigens am anhand zweiter Neubearbeitungen alter Songs nachvollziehen.
Gray Shovels and Edelweiss, My Love are taken from Katartisis, recorded between April-August 2020. They are remixes (literally), not re-recordings.
So oder so wüten die beiden Nummern nun heftiger als bisher bereits, attackieren mit fauchenden Spitzen als wütende Berserker mit breitbeinigen Tendenzen und letztlich ausführlichem Raum zum Ausklingen.
Und auch The Fulcrum bedient sich (mit „heavily references“ zu „Amphiclasm, but is not a re-recording“) an Altem, hakt bösesten Mathcore mit der Peitsche zu epischen Melodiebögen, wirkt jedoch mehr noch wie ein verbessertes Update des bekannten Songs – und fügt sich zudem auch ideal in das Gesantgefüge von Allegheny Rains.

Während man also nicht darüber diskutieren muss, wo die insgesamt 40 kurzweiligen Minuten der Platte stilistisch nun tatsächlich ihr Unwesen treiben, kann man sich wohl zumindest darauf einigen, dass Hamzey einmal mehr stets ins Schwarze trifft und seinen Signature-Sound anhand eines bestialischen Songwritings destilliert.
Das wüst-vertrackte Death in the Current Year ballert und tackert seine Myriaden aus verwobenen Riffs über einen rhythmisch desorientierenden Hass, When the Future Arrived agiert wild wie ein außer Kontrolle geratener, aber vom Chaos gebändigter Rennwagen auf Speed der von Leitplanken abprallt, teilweise wie malmend doomige Deftones.
Im Titelstück wütet der Mann noch radikaler headbangend, Irretrievable eilt mit röhrender Dramatik, geradezu punkig, zu epischer angelegten Plateaus, und Even Emptier groovt zurückgelehnter, dissonant rockend, furienartig. Fragility of Spring hetzt zu einem Alternative-Panorama und darüber hinaus in den Hardcore Punk im Abgang, panisch überlegt – nur leider ein Fade-Out bedienend und den Albumfluss damit unnötig ausbremsend, die finalen Meter des Werks ein bisschen zum Stückwerk degradierend. Dass ausgerechnet No Closure danach als martialisches, fies tackerndes und mit zäher Nachdenklichkeit ausfließendes Instrumental bereits der ideale Schlusspunkt wäre, Theophonos über dieses Stück jedoch hinausrandaliert, passt letztlich jedoch auch  zum kaum zu zähmenden, impulsiven Wesen dieser auf Kriegsfuß stehenden Platte.

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