The White Stripes – Greatest Hits

von am 17. Dezember 2020 in Compilation

The White Stripes – Greatest Hits

Jack und Meg White haben zwar so lange mit einer Greatest Hits-Platte der White Stripes gewartet, bis derartige Compilations im Streaming-Zeitalter längst nicht mehr relevant sind, aber was macht das schon bei einer derart zeitlosen Band?

Mit My Sister Thanks You and I Thank You als Untertitel greift die Songsammlung knapp zehn Jahre nach der Trennung der Duo-Formation ja auch noch in eine Zeit zurück, als noch Unklarheit über das Verwandtschaftsverhältnis des ehemaligen Ehepaares aus Detroit herrschte, und unterstreicht damit die mangelnde Intention, in irgendeiner Form am Puls der Zeit zu sein. Stattdessen besinnt man sich auf eine Epoche, in der Jack White seinen Eklektizismus noch weitestgehend in grandiose Songs übersetzte.
Mit 26 Nummern, die sich (neben den zwei bisher nur als Standalone-Singles veröffentlichten Let‘s Shake Hands von 1998 und das Dolly Parton-Cover Jolene von 2000) allesamt auf den sechs Studioalben der Band finden, und damit auf jeglichen „Mehrwert“ wie Raritäten oder unveröffentlichtes Material verzichten, kann The White Stripes Greatest Hits dann auch nur am Selektionsprozess scheitern, weil man derartige Pakete dann eben doch immer primär an der subjektiven Best of-Wahrnehmung einer Diskografie misst.

Wo also nach eigenem Ermessen zumindest Black Math, The Same Boy You’ve Always Known, In the Cold, Cold Night, Little Acorns, Girl, You Have No Faith in Medicine, Well It’s True That We Love One Another, 300 M.P.H. Torrential Outpour Blues und Little Room fehlen, während The White Stripes Greatest Hits über satte 26 Songs an manch anderen Stellen definitiv kompakter geschürt destilliert hätte werden können, um den non-chronologischen Fluß noch ein bisschen dynamischer zu gestalten und den einen oder anderen weniger essentiellen Beitrag zu überspringen (obgleich das unkonventionelle Auftauchen von einem Song wie The Nurse dann auch wieder etwas angenehm schrulliges hat, wirkt beispielsweise I’m Slowly Turning into You einfach nur deplatziert und schießt auch grundlegend am Titel der Platte vorbei), machen die versammelten 80 Minuten praktisch auch nichts falsch.
(Dafür aber das etwas billig daherkommende Gesamtpaket, was beim gerade im Vergleich zu den Studioalben etwas beiläufig designten Artwork beginnt.)

Fell in Love With a Girl, Hello Operator, The Hardest Button to Button, Dead Leaves and The Dirty Ground, I Just Don’t Know What to Do With Myself, Conquest, Hotel Yorba, Blue Orchid, Ball and Biscuit, Icky Thump, My Doorbell, You’re Pretty Good Looking (For a Girl), The Denial Twist, We’re Going to be Friends und natürlich Seven Nation Army – alles vertreten, sauber durchhörbar.
Die einzig gültige Allgemeinwahrheit ist insofern aber wohl ohnedies, dass Streaming Portale in aktueller Form übel sind und The White Stripes (1999), De Stijl (2000), White Blood Cells (2001), Elephant (2003) sowie auch die nur noch auszugsweise gelungenen Get Behind Me Satan (2005) und Icky Thump (2007) in jede Plattensammlung gehören. Weswegen man letztendlich auch das offizielle Statement zu dieser (ihren Titel etwas relativ auslegenden) Compilation stehen lassen kann: „We get that the idea of ‚Greatest Hits‘ may seem irrelevant in the era of streaming, but we also wholeheartedly believe that great bands deserve a ‚Greatest Hits‘“.

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