The War On Drugs – Live Drugs Again
Live Drugs Again – Kudos für diesen spitzenmäßigen Titel! – wurde von The War on Drugs zwischen Februar 2022 und Dezember 2023 auf Konzerten in Amerika, dem UK, Europa und Australien aufgenommen (und zu einer homogenen Einheit vebunden abgemischt).
Gerade einmal vier Jahre sind seit dem Vorgänger Live Drugs vergangen, weswegen sich die Euphorie über ein neuerliches Tourdokument der Band von Adam Granduciel dann eingangs doch spürbar in Grenzen hält.
Allerdings machen The War on Drugs in dieser Ausgangslage durchaus das Beste – also: das interessanteste Angebot für den Fan – aus den Umständen. Überschneidungen zum ersten Livealbum gibt es so beispielsweise zwar, jedoch bewegen sich diese zahlenmäßig (auf neue Versionen der A Deeper Understanding-Nummern Pain und Under the Pressure begrenzt) zum einen im die Redundanz ausklammernden, überschaubaren Rahmen. Und zum anderen wirken die hier präsentierten Interpretationen der beiden Stücke dann auch noch durchaus lebendiger, als die 2020 aufgefahrenen Darbietungen.
Vor allem aber konzentriert sich die Tracklist von Live Drugs Again abseits eines Vertreters von Lost in the Dream (nämlich dem manisch von Granduciel intonierten Burning) sowie dem immer zündenden, Purple Rain assoziierenden In Chains klar auf Material des 2021 erschienen Fünftwerks I Don’t Live Here Anymore. Und verbessert dieses praktisch ausnahmslos.
Das Grammy-nominierte Harmonia’s Dream lässt nach seinem The Who-Intro Springsteen über die Cathedrals of the Mind-Bridge der Doves spazieren, derweil Old Skin am Klavier erwachend in den Heartland Rock startet und seine Studioversion besonders demonstrativ düpiert. I Don’t Wanna Wait hat als Highlight nun ein souliges Glitzern, die Gitarren heulen deutlicher und der Gesangsrhythmus wurde über der Orgel verändert, bevor Living Proof überragend geduldig aus der Melancholie geboren wird, um keinen Klimax abseits der Ausdauer zu verdienen.
Mit der B-Seite Slow Ghosts (die zwischen Dylan und Petty gefällig in alle Tugenden der Gruppe zurückgelehnt wird) sowie dem Slave Ambient-Stück Come to the City (das sich lange Zeit nehmend den Fluß der Platte dezent ausbremst, dann aber eine fast orchestrale, retrofuturistische Größe mit den Harmonien von Eliza Hardy Jones andeutet) gibt es außerdem sogar fast waschechten Deep Cut-Alarm.
“Live Drugs Again chronicles the evolution of these songs from the studio to stages all over the world; documenting our continued growth as a live band. This series ensures that these versions, and some of our favorite moments on stage, will live on.”erklärt Granduciel das Erscheinen dieser stimmungsvollen, tontechnisch makellos in Szene gesetzten 72 Minuten, die zu jeder Sekunde wie aus einem Guss wirken (wobei alleine Under the Pressure aus sechs verschiedenen Konzerten zusammengeschnitten wurde): so sauber, kraftvoll und vielschichtig. „Let’s be honest – the way this record sounds, that’s not what it sounds coming off the soundboard„. Die impulsive Magie eines unpolierte Ecken und Kanten habenden Live-Feelings kann dabei nicht aufkommen, doch wenn sich anstelle einer Vorab-Euphorie die abnutzungsresistente Zufreidenheit einstellt, ist das durchaus ein guter Deal, bei dem Granduciels Plan aufgeht: „We definitely made this to represent, like, the ultimate live version of this band.„
Kommentieren