The Waeve – City Lights
Mit der Liebe ihrer neugeborenen Tochter im Herzen, den City Lights im Rücken und der Verehrung für die Platten von David Bowie vor den Augen geht The Waeve auf ihrem zweiten Studioalbum der Knopf auf.
Zuerst wirkt es allerdings, als wollte sich das Duo angestauter Altlasten entledigen. Das eröffnende Titelstück hätte verdammt gut hinter St. Charles Square gepasst. Zwar fehlt die nötige Albarn-Magie, dafür verneigen sich Saxofon und Synth derart tief vor Bowie, dass der Tribut auch im weiteren Verlauf nachhallt. You Saw bereitet sich danach ein schönes Finale, doch fehlt der ansonsten etwas trägen Nummer bis dahin der Biss, wo dem flotter rockenden Broken Boys im simpler gestrickten Gemüt die wirklich zwingende Melodie abgeht.
Dazwischen aber besticht Moth to Flame am Post Punk ausgerichtet im dunklen Groove als kühle Melange aus Preoccupations, Joy Division und Gary Newman, während I Belong to eine schöne Symbiose aus Akustik-Flair, kammermusikalischer Breite, Synthetik und Harmonie anbietend – beinahe, als würden These New Puritans in Gefälligkeit schunkeln. Die milden Schwaden der weich verträumten, sommerlich entspannten Nostalgie Simple Days entspannen die Platte danach gelungen.
Soweit ist City Lights ein Pendeln im leichten Untertauchen und unspektakulären Stemmen der an die Band gestellten Ansprüche.
Gerade in der zweiten Hälfte läuft der Nachfolger des selbstbetitelten Debütalbums aus dem Vorjahr jedoch zu einer herausragenden Form auf, spätestens sobald Graham Coxon und Rose Dougall sich ausgiebig dem gemeinsamen Nachwuchs zugewandt haben: Song for Eliza May beginnt als Ukulele-Einkehr, die trotz irgendwann hinzukommender Streicher in der jubilierend-feierlichen Folklore genügsam bleibt, dabei aber gleichzeitig latent psychedelisch ausfransend und proggiger agiert, um sich hymnisch aufzuschwingen.
Damit lösen sich The Waeve gefühlt auch (zumindest auf City Lights) endgültig von unsichtbaren Korsetten, die ihr New Wave-Art Pol-Amalgam bisher ein wenig zu sehr an der engen Leine hielten. Durantia trägt insofern wie ein Statement auf, orgelt über die markante Rhythmus-Sektion im jazzigen Krautrock zu The Smile, nutzt eine tranceartige Simplizität. Die Nummer wird immer orchestraler und pompöser erhaben, entwickelt sich mit staunenden Arrangements zu einer Space Fantasie auf stoischem Rückgrat. Das hippieske Lagerfeuer Girl on the Endless Night halluziniert von den Beatles, löst seine Sesshaftigkeit in einer poppig beschwingten Niedlichkeit und verselbstständigt sich mit lockerem Verve, bevor Sunrise im Sonnenaufgang strukturoffen flaniert, die nostalgisch ausgeschmückte Ballade sentimental dem unkonkret verheissenen Versprechen von Großem entgegenschickt.
Dass dieses letztendlich nicht ganz eingelöst wird, und womöglich erst hinter dem Horizont von City Lights auf dem dritten Album den Duos auf die beiden wartet, nimmt man da gerne in Kauf: The Waeve haben zu guter Letzt ihr Debütalbum übertroffen und den Rahmen geschaffen, um ihr Potential zukünftig noch ergiebiger abzuschöpfen.
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