The Thermals – We Disappear
Seit annähernd 2009 das selbe Spiel: The Thermals-Veröffentlichungungen erfreuen immer noch das Fanherz, obwohl längst klar ist, dass die Band seit Jahren nicht darüber hinauskommt mal besser, mal schwächer an den fulminanten Lauf ihrer ersten drei Studioalben zu erinnern. We Disappear gehört nun leider abermals zu letzterer Kategorie.
Zudem unterstreicht das siebente Studioalbum der Portlander, was bereits das ernüchternde Personal Life vermuten ließ: Die in unregelmäßigen Abständen vollzogene Rückkehr in die Arme von Produzent Chris Walla ist kein Freifahrtschein für Hutch Harris, Kathy Foster und Westin Glass – Wallas Arbeit bremst das Trio sogar eher aus, als dass sie für frischen Wind sorgt. Zwar weiß der Death Cab for Cutie-Aussteiger theoretisch durchaus, wie er die Thermals soundtechnisch gemäß ihrer Vorzüge nahe am Lofi krachend zu in Szene zu setzen hätte, weswegen bereits der Opener Into the Code als ordentlicher Standard (dem wie der gesamten Platte ein bisschen zusätzliche Geschwindigkeit nicht geschadet hätte) mit wohltemperiertem Feedback und nicht zu aufmüpfig zurechtgekratztem Garage-Noise im Abgang hantieren darf, wo We Disappear in weiterer Folge auch einer rauh gemeinten, niemals zu dünn klingen dürfenden Pseudo-Analog-Produktion frönt – die letztlich aber vor allem dumpf und träge wirkt. Walla schafft es einfach nicht, den zehn Songs Dampf zu machen und den nötigen Druck zu verleihen, es fehlt jeder Biss. Auch, weil die zugrunde liegenden Kompositionen an sich bereits schlichtweg zu uninspiriert und routiniert an der Oberfläche der eigenen Trademarks dümpeln, sich zu satt an den charismatischen Stärken der Band laben.
Nicht, dass man von den älter gewordenen Thermals auch heute noch die selbe Energie wie zu Zeiten von Fuckin A erwarten würde, jedoch lässt We Disappear unabhängig davon durchaus viele Tugenden der nur noch die sozialen Medien und Stand Up-Bühnen überschwänglich bedienenden Kombo vermissen. Wo ist die Dringlichkeit, das Mitreißende, die Euphorie, wo die wirklich zündenden Hooks und schwitzenden Abfahrten, in die man sich hineinstürzen möchte?
Obwohl sich The Thermals auf We Disappear streng genommen zwar keinen Totalausfall leisten, bequemen sie sich aber in der Regel jedoch nur zu Annäherungen an tatsächliche Schmissigkeiten, fahren vor allem altbekannte Tricks und vertraute Melodien auf, was die Platte zwischen sympathisch abgehenden Langweilern und solide aufgewärmte Routinearbeiten in der eigenen Wohlfühlzone wie müde Stangenware wirken lässt, die zumeist den Weg des geringsten Widerstandes geht.
Nach knapp 30 Minuten bleiben so nur wenige nachhaltig auftrumpfende Hochphasen – für die das Trio dann doch wieder gut ist – aus dem so catchy wie beliebig rockenden Kanon hängen: Das vollends in die Singalong-Seile gelehnte Thinking of You etwa, vor allem auch der wunderbar melancholisch plätschernde 50s-Highlight Abschluss Years In A Day mit seiner schönen Startrampe Always Never Be (zwei Nummer, die übrigens nahelegen, dass The Thermals es eventuell mal mit einem Album versuchen sollten, das sich nicht automatisch im nach vorne gehenden Rock verankert). Oder If We Don’t Die Today, dass das Tempo zurücknimmt, aber nicht vollends die nötige Balance zwischen Eingängigkeit und Schonungslosigkeit findet wie Cloud Nothings, während die repetitive Grunge-Gitarre an das Dilemma mit Yuck erinnert, während sich die Band in The Great Dying konsequenter für die breite Geste entscheidet, indem das Trio den Song mit viel Drone unterfüttert heulen lässt und aus dem Morast beinahe hinauf zur verhaltenen Hymne steigt – dann klingt die Band nicht nach rein gemütlichem Schonprogramm, selbst wenn man nichtsdestotrotz den angedeuteten Möglichkeiten hinterherhinkt.
Dass das ernüchternde We Disappear in Summe dennoch angenehm durchläuft und in sich geschlossen durchaus eine runde Gesamtdynamik auffährt, macht die Sache dagegen allerdings nur bedingt besser, ähnlich wie auch die Aussicht, das Nummern In Every Way oder My Heart Went Cold auf Tonträger konserviert wie bräsige Schnarcher ohne funkensprühenden Spielwitz anmuten, aber live wohl nichtsdestotrotz ordentlich Laune machen werden. Mutmaßlich ist dies jedoch dennoch einer der Gründe, warum man der Band auch eine ihrer bisher schlappsten Platten anstandslos verzeiht – und das Fanherz auch Album Nummer 8 freudig entgegenblicken wird.
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