The Temple – The Temple

von am 27. November 2021 in Album

The Temple – The Temple

Während das (an dieser Stelle womöglich sogar gar nicht hoch genug eingeschätzte) 2020er-Highlight Stare Into Death and Be Still immer noch auf unkaputtbarer Heavy Rotation läuft, sorgen The Temple mit ihrem selbstbetitelten Debüt für einen Methadon-Nachschub.

Der Vergleich drängt sich trotz einer näher am Blackened Death geführten Linie mit markanter knatterndem Bass förmlich auf: Ulcerate-Stimme und Tieftöner Paul Kelland (hier als P.K. für Gitarre, Bass und Vocals zuständig) hat sich mit  Ex-Ulcerate-Sänger James Wallace (nun unter den Initialen J.W. als Schlagzeuger aktiv) zusammengetan und das gemeinsame Debütalbum unter dem Temple-Banner von Ulcerate-Ausnahme-Drummer Jamie Saint Merat produzieren lassen.
Umstände, unter denen man The Temple aufgrund der personellen und assoziativen Nähe zu Neuseelands bester (Metal)Band in Verbindung mit dem simpleren Ansatz der hier aufgefahrenen 41 Minuten auf den ersten Blick beinahe unter Wert als Ulcerate-Light-Variante verkaufen kann, sich die kompositorischen, ästhetischem und atmosphärischen Qualitäten der sechs  aufgefahrenen Nummern aber mit jedem Durchgang expliziter zu erkennen geben.

Prophecy Omega fiebert einem heroischen Finale entgegen, der doomig-martialische Beginn von Hell Incarcerate radikalisiert einen Husarenritt Richtung Deathspell Omega, der das Ruder manisch, aber nie willkürlich herumreißt. Pale Horse of Pestilence speit seine flehende Verzweiflung mit melancholischem Hass und pastoralem Nihilismus, bevor das räudige Wolf in the Vortex vom rasenden Kontrast zum apokalyptisch schwelgenden wechselt und die Blast-Attacke Void of Scars ebenso symptomatisch für den hervorragenden Fluss, die Balance und Gesamtdynamik von The Temple steht.
Die dissonanten Riffs greifen griffig und abstrakt ineinander, die Tempos wechseln peitschend und zähflüssig in der misanthropisch-beklemmenden Atmosphäre, die Growls von Kelland sind in der finsteren Rastlosigkeit aller unberechenbaren Intensitätsschattierungen fesselnd und unverkennbar. Und ja, es ist nicht ganz fair, aber: Die ikonischen Höhen von Ulcerate erreichen The Temple dabei im Schatten (noch) nicht – eine unmittelbare Relevanz und individuelle Existenzgrundlage fasziniert jedoch vom ersten Moment und über diese erste starke Visitenkarte hinausgehend.

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