The Sword – Low Country
The Sword nehmen sich mit Low Country noch einmal ihres letztjährigen Problemalbums High Country an – und finden durch Reduktion und forcierten Unplugged-Gedanken tatsächlich den schlüssigeren Zugang zu ihren Songs.
Bedarf es eines ultimativen Beweises, dass das Fünftwerk von J.D. Cronise und Co. – so bewundernswert und hoch anzurechnen das Streben nach neuen Horizonten der Band aus Austin auch grundsätzlich sein mag – zu ambitioniert über seine Grenzen ging und alleine deswegen polarisierte, weil der gemeine Fan wohl mit einem weiteren Trademark-Stoner-Heavyrock-Aufguss ala Apocryphon wohl mehr als zufrieden gewesen wäre: Low Country tritt ihn nun anstandslos an.
Eigentlich sogar noch vor dem Release von High Country eingespielt, haben The Sword auf Low Country die Sicht auf die Klasse ihres Songwritings nun deutlicher freilegt: Zumeist reduziert auf Akustikgitarren und Cronises Stimme (der dieser spartanischere Kontext vielleicht sogar besser liegt, als der schwere Schlag der regulären Gangart) zünden die Melodien legerer, entspannen sich die Riffs und atmen vor dem Lagerfeuer-Minimalismus genüsslich durch – als wären The Sword hiermit in einer natürlicheren Umgebung angekommen, als jene, die sie noch auf High Country in Szene zu setzen versuchten.
Low Country hat vom kaum wiederzuerkennenden Unicorn Farm weg das Flair einer Lagerfeuerparty im wilden Westen mit umhergereichten Bier, Peyotl in der Luft und einem verschweißten Gemeinschaftsgefühl, in das jeder miteinstimmen darf – überall ziehen sich hippieske Backinggesänge durch den Staub. Kleine aufpeppende Ideen halten die Sache zudem spannend: In High Country – dem Song – beschwören The Sword einen anachronistischen Veitstanz mit lockerer Percussion. Mist & Shadow ist dagegen eher zärtlich und behutsam als energisch und hat dazu gar den Gospel am Horizont. In Early Snow slided und soliert die Gitarre, während ausnahmsweise ein fetter E-Bass gurgelt und irgendwann sogar flapsige Casinobläser ins Licht treten.
Das schüchterne Synthiefinale der Nummer darf man nur deswegen nicht ignorieren, weil Low Country sich hinten raus generel mehr Steckdosen-Spielereien in der Zurückgenommenheit gönnt: Die Keyboardflächen in The Dreamthieves etwa oder die Drummachine samt cheesy Dicke-Hose-Gitarrensolo in Buzzards. Das genügsame The Bees of Spring wiederum schipst sich letztendlich doch wieder nur mit Banjo durchs Ziel. Da macht es dann auch nichts, dass Low Country zu diesem Zeitpunkt bereits ein wenig die Luft ausgegangen ist – weil dies nicht im Sinn eines auserzählten, pointenlosen Witzes passiert.
Sicher, derartige Stripped Down-Alben sind vielleicht nicht sonderlich einfallsreich. Auf Low Country funktioniert der Gedanke jedoch nicht nur als Beschäftigungstherapie, sondern absolut zweckdienlich – und The Sword wirken plötzlich zielstrebiger und entspannter gleichermaßen, funktionieren hier auf beiläufig Konsumation hin genau so gut wie auf aktiv genossene. Und machen damit schlichtweg über volle Distanz weniger bemüht und schlüssiger Spaß, als noch auf High Country. Nur zehn Songs in 32 Minuten aufzufahren, anstatt fünfzehn in 51, tut schließlich auch der Kurzweiligkeit enorm gut – und die Essenz der band kommt so auch ohne eklatante Heavyness zur Geltung.
Womit die Vermutung nahe liegt: The Sword haben verstanden, dass weniger manchmal mehr sein kann. Was die Grenzen für Experimente – wohl nur zum Leidwesen aller Puristen – für die Rocker paradoxerweise noch weiter aufstoßen könnte.
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