The Sword – Greetings from…
Hat ihr kontrovers expandierendes 2015er Werk High Country im bandinternen Kosmos von The Sword etwa längst den schwerpunktbildenden Klassiker-Status inne, oder hat er die Heavy Rocker womöglich doch eher in eine Existenzkrise stürzen lassen? Nach der Akustikplatte Low Country legen John D. Cronise und Co. nun jedenfalls das erste Livealbum ihrer Karriere vor.
Wo The Sword seit 2015 alles ihrem aktuellen regulären Studioalbum unterordnen, stellt Greetings from… die Frage nach der grundsätzlichen Relevanz freilich ungeachtet dessen gleich vorab in den Raum, beantwortet diese aber wohl für Neulinge und Langzeitfans auf die selbe Art und Weise: Indem es die ursprünglichen Kernkompetenzen der Band aus Texas – tighter Grooves und bratende Riffkaskaden – schnörkellos und ungeschönt ins Rampenlicht rückt: Das schiebt stets ein bisschen dreckig, aber kräftig aus den Boxen, zelebriert die Freude an breitbeiniger Heavyness und schwingenden Matten und lässt trotzdem erst einmal die Augenbrauen nach oben wandern. Ja, die Band spielt ihre Klassiker hier im leichteren Gewand, stimmt die Instrumente nach oben.
Wo Cronise stimmlich hier und da mit seinem zweckdienlich veranlagten, ein wenig aus der entgegenkommenden Umgebung verpflanzten Gesangsorgan trotzdem alleine schon mit der Rohheit des direkten – deswegen aber nicht unbedingt optimalen, weil nicht sonderlich wuchtigen – Gesamtsounds zu kämpfen hat (und enttäuschend oft schwächelnd verliert), kicken die über allen stehenden Gitarrenattacken und fetten Rhythmen auf Greetings from… dennoch von der ersten Sekunde an mit überzeugender Konsequenz und laufen spätestens beim anschließenden Monstrum The Horned Goddess zur Hochform auf.
Die vergleichseise älterne Songs (wie Maiden, Mother & Crone oder das zwingende Tres Brujas) reihen sich zudem nahtlos an die obligatorischen neuere High Country-Vertreter, während ein Mist & Shadow so etwa jamlastiger strawanzen gehen kann und die leidlich inspirierte Darbietung des 2016er Record Store Day-Covers John The Revelator auf den ersten Blick gar den Ansatz eines relativen Mehrwertes vorgaukelt.
Dass jeder Song soundtechnisch auf das e flat-Level der jüngsten Studioplatte angepasst wurde, hat sicherlich das Potential zum Puristen-Zankapfel, kann aber auch als erfrischende Konsequenz angesehen werden. Letztendlich egal – Greetings from… macht ganz klar nicht alles richtig, aber nichtsdestotrotz archaischen Spaß und lässt zumindest über 43 Minuten beinahe übersehen, dass die erste Liveplatte von The Sword über (eher) kurz als lang wohl ohnedies unter „Ferner liefen“ im Plattenregal verschwinden wird.
Dort platziert wird es trotz der soliden Songliste (mit Ausnahme von Vertretern von Apocryphon wildern The Sword durch nahezu alle Bandphasen und Mitschnitte verschiedener Konzerte der Supporttour für Opeth im letztjährigen Herbst aneinander – glücklicherweise hat man sich dazu entschieden die Stücke atmosphärisch ineinander übergehenden abzumischen und damit ein Gefühl der anstandslosen Kohärenz zu erzeugen) und dem ansteckenden Energielevel der Performance zwar wohl nicht das zuletzt gespaltene Fanlager aussöhnen, aber auf wenig essentielle Weise einmal mehr vorführen, dass The Sword angenehmerweise längst nicht mehr auf Nummer Sicher gehen und die Dinge spannend halten. Ein dezent unbefriedigender Beigeschmack bleibt nach dieser okayen, sich eher wie ein Appetithappen anfühlenden Fingerübung dennoch.
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