The Smashing Pumpkins – Atum: A Rock Opera in Three Acts (Act II)

von am 7. Mai 2023 in Album

The Smashing Pumpkins – Atum: A Rock Opera in Three Acts (Act II)

Das in drei Tranchen veröffentlichte Atum: A Rock Opera in Three Acts ist als zwölftes Studioalbum der Smashing Pumpkins der offizielle Nachfolger von Mellon Collie and the Infinite Sadness sowie Machina/The Machines of God.

Einige Monaten Abstand haben subjektiv betrachtet zugegebenermaßen eine Art wohlwollenden Frieden mit dem ersten Teil des Gesamtwerks Atum schließen lassen: es sind dann trotz der rufschädigenden Produktion von Billy Corgan doch einige Passagen auf überraschend un-negative Weise hängen geblieben, denn potentiell war hinter der polarisierenden Ästhetik ja grundlegend gutes Material mit vielen eingängigen Ideen versteckt – da konnte  wenn (das in Podcasts mit Wrestling-Angestellten und Sterndeutern im narrativen Kontext erklärte, aber eben durch nichts rechtzufertigende) Hooray! noch so eine geschmacklose Schleife um den nichtsdestotrotz bisweilen beschämenden ersten Teil des Gesamtpaketes zog.
Selbst mit höchstens milden Interesse als Rückenwind kann Act II insofern samt relativierter Erwartungshaltungen und in den Keller korrigierter Ansprüche in vielerlei Hinsicht eine einfachere Geburt erleben als sein Vorgänger(-Drittel).
Alleine insofern gelingt es dem Mittelteil des Gesamtwerks ohne Schock-Moment tatsächlich ansatzloser zu überzeugen, zumal es keinen expliziten Totalausfall oder ein derart qualitativ wegbrechendes Finale wie sein Vorgänger erdulden muß. Allerdings auch, weil das Niveau des Songwritings im direkten Vergleich dann in Summe doch um das Quäntchen höher ausgefallen ist, ein paar (aufgrund der latent seelenlos bleibenden Inszenierung weiterhin Alibihandlung bleibende) (Vorschlaghammer-) Rockismen die poppigere Catchyness von Act I aufwiegen und das Gefühl, dass da doch eine (vage demokratische Ansätze simulierende) Band hinter allem steckt zumindest erahnbar werden.

Was also gibt es auf Atum: A Rock Opera in Three Acts (Act II) – dem es entlang kryptischer Lyrics ohne Podcast-Krücken abseits derb musikalischen und textliche Ebene übrigens weiterhin nicht gelingt, seine diffuse Space-Geschichte nachvollziehbar zu erzählen – in all seiner Ambivalenz zu hören?
Nun, zuerst einmal einen verdammt holprigen Übergang: konsumiert man das gesamte Atum am Stück, übernimmt Avalanche von The Gold Mask, dem flotten Schlagzeug-Scherz-Closer des erstes Parts, den Fluß enervierend brechend, indem es erst Wiederkaufs der Stille erwachen muß: ein Paradebeispiel für all das Optimierungspotential, das beim Sequencing und den Nahtstellen liegen gelassen wurde. Steigt man direkt in Act II ein, gilt es dagegen nur, die für das Album typische düdelnde Intro-Redundanz zu überstehen, um zu einem polternden Standard zu gelangen, dessen Synths doch tatsächlich etwas stimmungsvoller in Szene gesetzt werden, während die Gitarre atmosphärischer heulen darf und die Arrangements der theoretischen Backgroundsängerinnen Katie Cole und Sierra Swan gelungen in den Vordergrund tritt.
Im penetranten Ohrwurm Empires schlängelt sich ein psychedelisches Riff als tragendes Element (auch wenn selbst derartige „Härte“ keine emotionale Katharsis erzwingen kann), welches in seiner banalen Simplizität auch weitaus weniger nervt, als Corgans ewige quäkende Dauerschleife des Titels – ein Schicksal, dass auch der angenehm plätschernde Synthpop von Neophyte teilt, der irgendwann in seiner Melancholie hängen bleibt und bis zum Erbrechen seine „It ain‘t right“-Passage wiederholt. Ein Großteil des Songwritings besteht mittlerweile eben aus einer ermüdenden Repetition – im Falle des Irgendwie-dann-doch-Highlights Moss ist das ein stoisch schlurfend-wummernder Beat samt einem schwerer bratenden Riff, das sich einfach nur im Kreis dreht, bis ein Solo heult, als würde es irgendwelche Perspektiven anbieten. Eigentlicher Hingucker sind aber die dezent absurden „Miau, Miau, Miau“-Backinggesänge. Katzenjammer geht dennoch anders.

Night Waves ist ein sofort vergessener Filler ohne jede Relevanz und Space Age ätherischer und hymnischer angelegte – irgendwie schön, aber auch so exemplarisch unverbindlich und unberührend. Every Morning nimmt sich erst viel Zeit, um aus dem enervierenden Space-Delirium zu erwachen, träumt sich dann mit Uff-Zack in die 80er…und läuft mit seiner eindimensionalen Drum-Machine/Jimmy einfach dahin, ohne dass etwas passieren würde: eine zelebrierte Belanglosigkeit plätschert im unerklärlicherweise längsten Song der Platte als Statement für den Ist-Zustand der „Band“, die ihre Alben unter dem Pumpkins-Banner teuer verkauft.
Der nett programmierte Poprock To the Grays mit seinen Gitarren-Verzierungen geht ebenso unspektakulär klar wie Beguiled als rammstein’esker Heavy Rocker aus den formelhaften MO-Zutaten, bevor die einnehmende, sehnsüchtige Melodie von The Culling im Korsett der Ästhetik beinahe einschläft. Sobald aber elegische Solo-Schwaden in einer Symbiose mit den Keyboard-Schwaden des Titelstück-Openers von Act I versanden: gut! Und wenn das Stückwerk Springtimes über eine warme Akustik-Gitarre samt traurigem Klavier zu sich findet, ist das sogar durchaus ein versöhnlicher, stimmiger Ausklang.
Auch dank dieses Abgangs muss man nicht erst einen wohlwollender Frieden mit Act II schließen, um mit der Platte leben zu können – die schulterzuckende Egalität, die Corgan und Co. hier über weite Strecken pflegen, muß schließlich niemanden aufregen.

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