The Shins – Port of Morrow
Wenn sich eine Rückkehr nach fünf Jahren auch dann noch anfühlt, als wäre man nie weg gewesen, obwohl nur noch der Steuermann der Alte ist- dann hält James Mercer das The Shins Banner wieder hoch.
‚Port of Morrow‚ legt die Annahme nahe: Ob Mercer seine Songs nun als The Shins, Broken Bells oder als ‚Dark Night of the Soul‚ Gast veröffentlicht, spielt im Grunde genommen beinahe ebenso wenig eine Rolle, wie wer da schlussendlich Erfüllungsgehilfe spielt. Das von Danger Mouse so maßgeschneidert fluffig-futuristische Retropop-Outfit ist jedenfalls – über den Umweg des sich heftig drehenden Besetzungskarussels, welches nur Mercer auf seinem Platz hielt – wieder zum zuckerwattierten Indie Poprock umgezogen worden – und nach fünf langen Jahren des Wartens ist es endlich wieder so weit: ein klassisches The Shins Album mit klassischen Mercer Songs. Den unbedingten Wille sich nicht zu wiederholen, den hat Mercer für das vierte Album seiner „Band“ aber erstmals in der Mottenkiste gelassen und die große Überschwänglichkeit gleich mit der Vorabsingle abgehakt.
Ansonsten ist auf ‚Port of Morrow‚ beinahe alles vorhanden, wofür man The Shins schon immer gemocht hat: die soften Schlagzeugbeats – Joe Plummer sitzt nun in beiden der großen US Indie-Rockbands hinter den Fellen – die nie so wirklich losrumpeln wollen; die geschmeidigen Gitarrenspuren mit Hang zum euphorischen Geschrammel; die dezenten Spielereien im Hintergrund; die so typischen Melodiebögen Mercers. Popmusik, so schnuckelig in ihrem Independentchatakter, so bezaubernd in ihrer Zugänglichkeit. Das geht runter wie Öl und umso schwerer wieder aus den Gehörgängen raus. Ungeachtet dessen, dass Mercer eine Spur zu souverän einen Gang zurückschaltet, den jugendlichen Übermut alter Tage weitestgehend vermissen lässt, sich ernüchternd oft in allzu banal-gefällige Konventionen erschöpft statt die so lieb gewonnene Schrulligkeit an den Tag zu legen. Das will lieber im Vorspann zur nächsten Garry Marshall Komödie laufen, als potentiell ‚Garden State 2‚ zu untermalen.
Da hat die im Ansatz gelungene, schlussendlich aber bloß mediokre Nummer wie ‚For A Fool‚ einen nahezu umpackbar seichten Refrain in petto, der sich gar zu sehr einschmeicheln will, damit nicht alleine ist. Immer wieder versickert ‚Port of Morrow‚ in der zutraulichen Beliebigkeit, handwerklich gute Songs wie ‚It´s Only Life‚ dümpeln zu nah an tränenverschleierter Wohlfühlmusik ohne Ecken und Kanten vorbei. Das sind die Momente, in denen Mercer der Tanz auf dem schmalen Grad zwischen Belanglosigkeit und unaufdringlich wunderschöner Popversiertheit nicht mehr so einnehmend spannend gelingt wie einst. Der Sound ist polierter, die Nachhaltigkeit transparenter, die ganz großen Hits hinter dem Blick aufs Ganze gereiht.
‚Port of Morrow‚ schlurft im Morgenmantel traumverhangen durchs sonnengelichtete Zimmer, greift sich zum Frühstück jedoch nicht mehr wahllos alle vorhandenen Süßigkeiten, sondern sucht gezielt aus. Dabei findet Mercer immer noch wunderbar beschwingte Sommernummern wie die Vorabsingle ‚Simple Song‚, mit ihrer hyperaktiv umherwuselnden E-Gitarre in der zweiten Reihe, entspannte Wohlfühlschleicher des Kalibers ‚September‚ und bastelt den nostalgischen Twang in ‚Bait and Switch‚ – hofiert den immer guten, aber nur noch selten überragenden Soundtrack für die Zeit zwischen Jugend und Midlifecrisis.
James Mercer ist dem unbeschwerten Tausendsassa-Pop früher Tage mittlerweile dezent entwachsen, ruhiger geworden und steuert sein Flaggschiff dennoch versiert durch ein grundsolides, streckenweise jedoch zu abgebrühtes The Shins Album – welches im Grunde natürlich immer noch besser als das Gros ähnlich gearteter Veröffentlichungen im Indie Rock Land. Doch die wirklich großen Ideen, die alles umschlingenden Momente fehlen. Eventuell war die Erwartungshaltung nach fünf Jahren ohne The Shins einfach eine Spur zu hoch. Weil es vielleicht doch nicht vollkommen egal ist, unter welchem Banner Mercer seine Schmeichelwerke ausliefert.
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