The Shaking Sensations – Start Stop Worrying
The Shaking Sensations könnten auf ihrem zweiten Langspieler ein Lied davon singen, wie nahezu unmöglich es ist, sich als Postrock-Band wahrhaftig eigenständig zu präsentieren. Stattdessen schwelgen sie in sechs funkelnden Perlen, die nur wenig anders machen als 90 Prozent aller Genrevertreter da draußen – dabei aber eben vieles richtig.
Wenig überraschend ist ‚Start Stop Worrying‚ weder Impulsgeber noch Selbstkrönung in einem musikalischen Raster, in denen prägnante Evolutionssprünge weitestgehend ausbleiben und alte Götter mit praktisch angestaubten Material jungen Vertretern immer noch mühelos die Leviten lesen können. Und die Postrock-Uhren, sie ticken auch im vermeintlich exotischen Dänemark wie überall sonst auf der Welt. Allerdings ist dieser Mangel an absoluter Innovationsabsicht und keinem eindeutig zu identifizierendem Fingerabdruck nach der gelungenen ‚This is Your Hellfire Religion‚-EP und dem zwei Jahre alten Albumeinstand ‚East of Youth‚ abermals kein Manko, dass den eklektischen Epigonen zum Nachteil gereicht.
Bewegen sich die fünf Dänen doch mit einer behende schwebenden Anmut zwischen den oszillierenden Delay-Gitarrenbergen und -Tälern umher, inmitten derer The Shaking Sensations ‚Start Stop Worrying‚ an melancholischen Melodieflüssen und weit ausholenden Spannungsbögen (eh klar! )gerne und oft Ruhe finden lassen. Auch für ihr zweites Album kehrt das Quintett die grundsätzliche Schönheit des Genres hervor, ohne diese allzu drastisch mit Brachialität kontrastieren zu wollen. Viel näher als bei den Tourbuddies von And So I Watch You From Afar und Russian Circles ist man deswegen trotz des Fokus auf klassisches Rockbandequipment bei Caspian und Konsorten, vor allem aber bei den betörenden Lautmalern von This Will Destroy You und Explosions in The Sky. Die Tourbekanntschaften haben sich nichtsdestotrotz ausgezahlt: mit dem umtriebigen Produzenten Matt Bayles (nicht nur verantwortlich für Mastodon, sondern eben auch Caspian und Russian Circles) sowie Emil Thomsen (Efterklang) am Master-Pult haben sich die Dänen ein so atmenden wie zielgenau orientierten Soundkorsett maßschneidern lassen.
Allerspätestens bei der rhythmisch vertrackten Arbeit von ‚Gild the Lily‚ fällt dann aber doch auf, dass The Shaking Sensations als Hauptakteure auch nicht auf der faulen Haut saßen und den Willen zur Entwicklung forciert – aber noch nicht perfektioniert – haben: mittlerweile mit zwei Schlagzeugern ausgestattet werden die kompakt gehaltenen Kompositionen (nur die Rahmen des wuchtig walzenden ‚Rocket Summer‚ und des etwas zu plötzlich auslodernden ‚Heavy Entitiy‚ überschreiten die 10 Minuten Marke) im Detail veredelt und in aller Schönheit in Richtung unnachgiebig brodelnder Klangmassive getrieben.
Ob The Shaking Sensations damit der durchaus verdiente Sprung aus der zweiten Reihe des Postrock gelingen wird bleibt ob der Luftdichte neben Vorreitern wie Godspeed You! Black Emperor oder Mogwai wieder zu bezweifeln. Dass aber Underdogs auch abseits des Spotlights kleine Meisterwerke heranwachsen lassen können, das weiß man ja nicht erst seit den großartigen (verschollenen) Yndi Halda. The Shaking Sensations muß man diesbezüglich zukünftig auf der Rechnung haben.
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