The Saxophones – Songs of The Saxophones

von am 11. Juni 2018 in Album

The Saxophones – Songs of The Saxophones

Romantischer Slowcore mit poppigen Neofolk-Tendenzen, der unter einem zauberhaften Schleier zu passieren scheint: The Saxophones spielen sich auf ihrem kontemplativ dösenden Debüt gemütlich in die Herzen der Fans von Lambchop, Prä-Sincerely, Fututure PollutionTimber Timbre oder Cigarettes After Sex.

It’s largely a meditation and reflection on relationship and the unlearning of socialized behaviors. We hope this record brings meaning and comfort to your life in these uncertain times.“ Letztendlich ist es übrigens deutlich eher comfort, als meaning. Wichtiger aber ist vor allem, die zum Ausdruck gebrachten Hoffnungen der Saxophones in ihrer sympathischen Gefälligkeit nicht als belanglose Harmlosigkeit misszuverstehen – was im auf leisen Pfoten wandelnden Metier des Genres freilich nur zu leicht passen kann.
Zumal auch das nominelle Duo aus Oakland (von dem verhaltenen Gitarrenperlen über den schlapfenden Bass bis zur wattierten Percussion) jedes Element des Instrumentariums mit Samthandschuhen zu spielen scheint, während eine fürsorglich zum Bariton schmeichelnde Stimme zärtlich streichelt.

Folgerichtig brauchen auch diese kompakten 10 Songs of the Saxophones ihre Zeit, um sich über ihre imaginative Tiefenwirkung zu entfalten – gerade hier liegt dann auch die nachhaltige Stärke eines Albums, das von seiner Atmosphäre und Vibe lebt.
Das Kernduo und Ehepaar aus Alexi Erenkov (Guitar, Saxophone, Flute, Synthesizer and Voice) und Alison Alderdice (Drums and Voice) gibt sich gemeinsam mit Erfüllungsgehilfen Richard Laws (Bass Guitar, Vibraphone and Voice) unter der grandios friedlichen Produktion von Cameron Spies einem zutiefst nostalgischen Zugang zur Vergangenheit hin, im Artwork und der Musik sowieso: The Saxophones machen jeden Hörer zum Hauptdarsteller auf einem 70er Revival-Highschool-Ball beim eng umschlungenen Mitternachtschwofer oder lassen James, Maddie und Donna im lauen Sommersonnenlicht alles Übel vergessen. „Manchmal singe ich es aus der Perspektive eines jungen kalifonischen Surfers, der kurz davor steht, seine sicher geglaubten Wahrheiten in Frage zu stellen.“ sagt Erenkov und sinniert über postmoderne Aufarbeitungen von Chuck Berry,  über Exotica- und Hawaii-Alben der 1950er oder einer Reihe von Third-Stream und West Coast Jazz-Platten. Unendlich unaufgeregt und beruhigend (natürlich auch etwas gleichförmig) entfaltet sich das Kopfkino jedenfalls entschleunigt und kontemplativ, zeichnet aus der Zeit gefallene Erinnerung an niemals greifbares Traumszenarien – ohne jede Aufregung, aber einer latenten bittersüßen Melancholie, das Niveau konstant haltend.

Time is like a river, you should know“ singt Erenkov gleich im Opener und findet damit tatsächlich bereits ein feines Sinnbild für eine Platte im stillen Fluss, die so sehnsuchtsvoll eine kuschelige Leichtigkeit in rotweinschweren Regennächten findet, ihren Optimismus mit kleinen Gesten zum Strahlen bringt – und kontinuierlich behaglich nuancierte Szenen aus dem homogenen Gesamtwerk heraushebt. Etwa, wenn heimelige Flöten ein folkiges Flair in Picture schummeln, während die Dramatik zwar zum Kammermusik Pop und Midlake schielen, aber wie auch im zauberhaften Märchenwald von Mysteries Revealed dennoch still und in sich gekehrt bleibt.
Oder in Just Give Up eines der namenspendenden Saxofone mit jazzig-weicher Destroyer-Nonchalance durch den Song streift, wohingegen die Schwere der Orgel dahinter kaum wahrzunehmen ist. Dass die Bläserarrangements in Alone Again ein bisschen in Schieflage taumeln, zurückhaltend die Opulenz verweigern, sorgt dann auch beispielsweise für die eine oder andere Kante der Platte, kann aber nicht verbergen, dass The Saxophones hier am Ende etwas zu ziellos und unverbindlich bleiben ganz generell übrigens, um die nötigen tatsächlich großen Szenen zu erzeugen, die die Band bereits anhand eines konsequenten Debüts ohne Zweifel in die erste Riege des Genres hieven würde.
Aber wahrscheinlich ist Songs of The Saxophones ohnedies ein Werk, das primär über die rein subjektive Gefühlsebene zündet und damit durchaus in Kauf nimmt, von ähnlich vielen Menschen als sedative Langeweile wahrgenommen zu werden, wie als tröstende Stimmungsmusik. Oder wie Erenkov in Singing Desperately wie zufällig durchaus symptomatisch feststellt: „I find it funny/ How you find it sad“.

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