The Rifles – None the Wiser
None the Wiser, vielleicht. Aber der Rückschwung zum Original-Line-Up bewirkt tatsächlich den dringend benötigten Qualitätsanstieg der zuletzt hoffnungslos in der Masse untergegangenen Londoner Indie-Britrocker.
The Rifles waren mit ihrem enorm smarten Debüt ‚No Love Lost‚ zwar nur Nachzügler im brennenden England des Jahres 2005, sind knapp zehn Jahre später aber immer noch am Posten. Oder besser: endlich wieder. Denn was sich 2014 wie ein kleines Comeback anfühlt, ist in Wirklichkeit nur der kaum mehr erwartete Aufschwung aus dem Formtief. Genau genommen waren The Rifles ja nie weg, was man angesichts der beiden mediokren Werke ‚Freedom Run‚ (2011) und ‚The Great Escape‚ (2009) nur zu leicht vergessen kann. Schnee von Gestern – mit der unlängst zurückgekehrten Rhythmusgruppe aus Robert Pyne und Grant Marsh drehen die wacker an den Gitarren durchgehalten habenden Joel Stoker und Lucas Crowther für ihr viertes Studioalbum die Zeiger wieder zurück auf den Anfang.
Soll heißen: den Rifles gelingt tatsächlich das beste Album seit ‚No Love Lost‚: all die netten Melodien gehen wieder weitestgehend Hand in Hand mit der unkomplizierten Leichtigkeit des Debüts, ohne freilich an dessen zwingenden Drive heranzukommen – weswegen man Album Nummer Vier auch den Gefallen tun sollte das 2006er-Werk nicht zum Zwangsvergleich herauszukramen. So rockt sich ‚None the Wiser‚ dann auch ohne Verkrampfung oder allzu große Vielfältigkeit (das werden der Gebrauch von Orgel und Postrockgitarrenflirren im drögen ‚You Win Some‚ oder die Mundharmonika im halbakustischen Schunkler ‚All I Need‚ schon zum Ausnahmeereignis) über enorm poppige Hooklines und erwirtschaftet zahlreiche kleine treibende Ohrwürmer wie den feurig gespielten, vortrefflich unterhaltenden Middle-of-the-Road-Hitversuch ‚Heebie Jeebies‚ mit seinem countryesken Solo, den sympathischen Singalong ‚Catch Her in the Rye‚, das schmissige Selbstplagiat ‚Go Lucky‚ oder das hymnisch einstimmende ‚Under and Over‚.
Und grundsätzlich passt das schon alles durchaus so, die Kurskorrektur in der Formkurve gelingt auf charmante Art und Weise. Trotzdem plätschert ‚None the Wiser‚ in Summe enorm Gefällig, aber ohne nötige Widerhaken vor allem vor sich hin. Derart nett, dass es gar nicht weiter störend ist, wenn sich die Band in souveräne Langweiler wie ‚Shoot from the Hip‚ verliert; derart nett, dass es beinahe egal scheint, dass selbst ambitionierte Ausbrüche aus dem schablonenhaften Songwriting wie ‚Eclectic Eccentric‚ für den Refrain doch wieder auf unmitelbare Eingängigkeit bedacht die ermüdende Sicherheitskarte zücken; derart nett auch, dass böse Worte der Platte in all ihrer Unverbindlichkeit per se Unrecht zu tun scheinen und man dem Ganzen wohlgesinnter gegenüber steht, als es wohl ohne den nun eingeforderten ‚No Love Lost‚-Bonus der Fall wäre.
‚None the Wiser‚ ist in Summe vor allem eine unkomplizierte und durchgängig angenehme Indierock-Hintergrundbeschallung, aber eben niemals ein Feuerwerk. Eben eine Platte, die während des Konsums auf kurzweilige Art durchwegs stimmig zu unterhalten weiß, ohne dass nach wenig nachhaltigen 36 Minuten Spielzeit allzu viel hängen geblieben wäre. Dennoch: man muss angesichts des soliden ‚None the Wiser‚ sicher nicht in hemmungslose Euphorie ausbrechen, um sich trotzdem darüber zu freuen, dass den Rifles hiermit der Schritt zurück in die zweite Reihe gelingt.
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