The Rifles – Love Your Neighbour
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Die acht Jahre seit Big Life wurden auch durch Schwierigkeiten beim Mastering verlängert, doch entschädigt Love Your Neighbour die loyale Fanbase der Rifles für die lange Wartezeit relativ problemlos.
Schließlich hat die Band für ihr sechstes Studioalbum die richtigen Rückschlüsse aus dem überlangen Vorgänger von 2016 gezogen, verschwendet keine Zeit mehr, und kommt mit elf Songs in 36 Minuten ziemlich kompakt auf den Punkt, wenn es darum geht, die angestammten Indierock-Tugenden der Rifles (knapp zwei Dekaden nach dem bis heute zu toll nachhallenden, leider unerreicht gebliebenen Debüt No Love Lost) aufzuwärmen.
Love Your Neighbour bietet exakt entlang der Erwartungshaltung jene harmlose, eingängigen kleinen Genre-Singalongs, die (gerade auf passive Weise konsumiert) charismatisch ins Ohr gehen und noch simpler wieder heraus. Zu nett, um wirklich egal zu sein; aber eben auch ein bisschen zu egal, um wirklich zu packen. Aber nonchalant gespielt und niemals dick auftragend.
„Life used to be easy / we had time to dream and time to dare / no limitations and a world out there / but you lose the clout / and the wheels come off with the wear and the tear / but don’t cry your heart out / cuz nobody cares” heißt es gleich im schmissigen Opener The Kids Won’t Stop und tatsächlich ist der reizvollste Aspekt der Platte jener subtile lyrische Zynismus, der den positiven, leichtgängigen Vibe von Love Your Neighbour mal subtil, mal offensichtlicher kontrastiert.
Davor holt das mindestens solide Melodieverständnis der Band wie immer ab, variiert den Insel-Pop auf kurzweilige Weise. Days of Our Lives macht sich einen Spaß daraus, sich in harmonischer Nostalgie beschwingt zu sorgen, Mr. Sunflower bimmelt tropikal. There Is My Heart drosselt das Tempo und Out for the Weekend agiert dafür flotter, während das mit The Kinks-Verve mäandernd tändelnde All Aboard schunkelnd die Gitarren beiseite schiebt, um all das restliche Instrumentarium (wie Klavier, Percussion oder Mundharmonika) stärker zu forcieren, derweil Zeilen wie „‘Cause when the freedom of speech gets exercised / Far too frequently I find / Although unqualified to teach / This necessity to preach from a mountaintop / Behind a keyboard, behind a screen / This cancel culture is a woke disease / Can bet your life man they haven’t been outside for a week / Our horizons are looking bleaker than bleak my friend“ wohl nicht jedem gefallen werden.
Das knackiger auf einem Orgelteppich groovende Money Go Round nervt mit seinem Kassa-„Katsching“ (gegen das das Scherbenklirren in The Kids Won’t Stop geradezu subtil ausgefallen ist) und My Life hat eine angenehm gefällige Lockerheit, nachdem das bittersüß klimpernde und zart schrammelnde Venus mit seinen „Girls are from“…na,-eh-schon-wissen-Lyrics Plattitüden bemüht. Starting Monday erzeugt mit hippiesker Militärstrenge eine feine Aufbruchstimmung, indem es niedlich nach vorne poltert: ein schönes Finale!
Am besten ist trotzdem das balladeske Fall Apart geraten – und ganz allgemein auch die Gewissheit, dass The Rifles einfach weiterhin am Ball bleiben. Selbst wenn die Wartezeit zwischen zwei Alben mal länger ausfällt und Love Your Neighbour gemessen am eigenen Standard wieder nur ein durchschnittliches, zurfiedenstellendes Werk geworden ist.
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