The Rifles – Live at the Roundhouse
Da geht einem doch glatt das nostalgische Herz ein ganzes Stück weit wohlwollend auf: The Rifles zelebrieren auf Live at the Roadhouse im Jubiläumsjahr ihre tolle Frühphase rund um das gute Great Escape.
Das zu feiernde, bis auf das erst im Finale kommende Romeo & Juliet chronologisch gebrachte Zweitwerk von 2009 ist hier nominell schließlich mit 14 Songs vertreten (und inkludiert damit im Anhang auch weniger essentielle B-Seiten sowie Songs, die nur auf der japanischen Version der Platte zu finden waren – das gängige Original kam ja mit schlanken elf Nummern aus); das noch deutlich, deutlich bessere Debüt No Love Lost hat immerhin (leider nur) vier Stück im Programm.
Und weil von None the Wiser (das unnötige, weil auch hier so absolut belanglose Minute Mile) und Big Life (die frenetisch gefeierte Hymne Victoria) nur wenige Stücke die Setlist ergänzen, während Freedom Run komplett ausgespart wurde, kann man beinahe vergessen, dass bei den Rifles auf Albumlänge dann irgendwie doch relativ bald die Luft draußen war, und die Band aus der zweiten Welle nicht ganz zu Unrecht längst aus der breiten Wahrnehmung verschwunden ist.
Wenn sich das Quintett im Roundhouse aber von der Euphorie ausgewiesener Fans tragen lässt, dann klang die keineswegs immer ausgeschlafen und zackig spielende Band aus Chingford trotzdem schon lange nicht mehr derart motiviert – die Erinnerung daran, welche Ohrwürmer die Band in den 00er-Jahren ablieferte, bekommt durch die textsichere Menge eine (auch durch einige leere Meter nicht restlos zwingende) Frischzellenkur der unterhaltsameren Sorte.
Dann werden Nummern wie Science in Violence oder das flotte Sometimes sofort begeistert aufgenommen, kleine Klassiker wie Local Boy, Peace & Quiet oder She Got Standards sind nach dem regulären Set sowieso absolute Bänke. Verdammt, was war No Love Lost doch für ein kleines Juwel!
Dass davor ein melancholisch erblühendes Stück wie Toe Rag auch aufgrund der dezent lethargisch angehauchten Performance von Frontmann Joel Stoke ein bisschen mit angezogener Handbremse aufzutreten erscheint, während etwa History oder Winter Calls sich auch in diesem Kontext nicht über die langweilig-solide Indie-Routine abheben können, fällt deswegen auch spätestens dann nicht mehr notwendigerweise ins Gewicht (und gehört irgendwo auch zum Charakter der Band), wenn rund um das Gemeinschaftsgefühl Rock the Boat der Höhepunkt des Abends erreicht ist, und die Rifles die Sache im Roundhouse danach mit souveräner Routine nach Hause spielen. Gut, wirklich gut!
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