The Red Clay Strays – Made by These Moments
Made by these Moments: das Zweitwerk von The Red Clay Strays nimmt den Rückenwind der viral gegangenen Hitsingle Wondering Why elegant mit und lässt die Senkrechtstarter der Szene anhand eines karrierebestimmenden Albums weiter wachsen.
Produzent Dave Cobb (der auch hier und da als Co-Songwriter agiert) erweist sich für diesen Prozess im Spagat zwischen Charakterbewahrung und Politur als relativ kongeniale Wahl für die Band aus Alabama. Er glättet Ecken und Kanten gerade so weit, dass sich die Essenz des Quintetts nicht wirklich verschiebt und die Energie ihrer kraftvoll daherkommenden Live-Auftritte auch im Studio eingefangen wird. Zudem lenkt er den Fokus der Band mit balladesker Auftrittsfläche trotz verzweifelnder Umstände in eine heilsame, hoffnungsvolle Schiene, wo die beseelte Melancholie noch wärmer und offener empfängt, eine geradezu heimelige Aufbruchstimmung am Horizont mit allgegenwärtigem Gottvertrauen steht.
Und obgleich Moment of Truth soundtechnisch zugegeben gerade in den souligen Momenten einen ungeschliffeneren, smootheren Charme im natürlicheren Ambiente hatte, setzen The Red Stray Clays unter der Ägide von Cobb den Hebel nun effektiver und präziser an – die Balance, das Pacing und Sequencing ist absolut rund.
Während man dabei wieder einmal ins Schwärmen darüber kommen kann, welche Bandbreite Frontmann Brandon Coleman beherrscht und als einer der wohl besten Sänger seine Generation phasenweise so variabel klingt, als würden sich mehrere hingebungsvolle Typen am Mikrofon abwechseln, besticht auch seine Band mit der ebenbürtigen technischen Virtuosität. Gerade dadurch, weil sie ihr Können stets ausnahmslos in den Dienst der Songs stellt, jeder Musiker unprätentiösen Akzente setzt und eine gefühlvolle Dynamik an den Tag legt, die den Southern/ Roots/ Blues Country Rock mit beseelter Vitalität interpretiert und stets spannend hält, dabei aber nie das Rampenlicht fordert.
Und derweil The Red Clay Strays die Red Dirt-Schiene so auch mitreißend beherrschen (weil etwa das unaufgeregt marschierende, gut abgehangene Disaster irgendwann die Handbremse löst, das flotte Wasting Time und Ramblin‘ betont fetzig auftreten, oder das munter beschwingte On My Knees eine offenkundige Feierlaune an den Tag legt) sind es doch die intimen Momente, in denen Made by these Moments zaubert.
Das entspannt zurückgelehnte No One Else Like trägt sein gar nicht so individuelles Kreuz im Reinen mit sich selbst („Lord, I’m a dyin‘ ghost with a heart like most, but Lord/ Oh Lord, ain’t no one else like me“) und der Hilfeschrei Drowning fleht (aus der Zeit vor dem Durchbruch kommend) unendlich gefühlvoll durchatmend: „This life feels like a battle/ One that I can’t win/ It’s like I’m swimmin‘ against the current/ Like I’m runnin‘ against the wind/ It’s like I’m going overboard/ With an anchor ‚round my waist/ I lie awake at night with tears in my eyes/ My heart beatin‘ out of my chest/ There’s no light at the end of this tunnel I’m in/ I’m callin‘ for an SOS“.
Devil in My Ear wandert durch die Roadhouse Bar und das beseelt schwelgende Moments bereitet das große Finale von God Does vor. Am schönsten ist aber dennoch der weiche, sanft croonende Soul von I‘m Still Fine und mehr noch die wundervoll getragene Romantik des Instant-Klassikers und Single-Hits Wanna Be Loved.
Made by these Moments wird so – den persönlichen Abgrund auf inhaltlicher Ebene stets vor Augen – musikalisch in gewisser Weise eine tröstende Wohlplatte, die nicht gefällig dem Zweckoptimismus verpflichtet ist. Sondern eher barrierefrei ein bisschen zeitlos. Vielleicht gar als das Album, das Chris Stapleton nicht gelingen will?
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