The Problem of Leisure: A Celebration of Andy Gill and Gang of Four

von am 19. Juni 2021 in Compilation

The Problem of Leisure: A Celebration of Andy Gill and Gang of Four

Die rund um das 40 jährige Jubiläum des ikonischen Gang of Four-Debütalbums Entertainment! begonnenen Arbeiten an The Problem of Leisure: A Celebration of Andy Gill & Gang of Four konnte Gill nicht mehr vor seinem Ableben 2020 vollenden.

Nun erscheint die Compilation als posthume Verneigung an das Schaffen der Postpunk-Wegbereiter und ihren stilprägenden Gitarristen dank Gills Witwe Catherine Mayer allerdings trotzdem noch: „Andy was massively excited about this project. It wasn’t of course conceived as a tribute album, but it’s comforting to me that he lived to see artists he hugely admired enthusiastically agreeing to participate, signalling that the admiration was mutual.
Für das Artwork zeichnet mit Damien Hirst übrigens ein prominenter Name verantwortlich, die Tracklist selbst lässt allerdings noch genüsslicher mit der Zunge schnalzen, immerhin geben sich die Szene-Größen und (nicht nur) Indie-Lieblinge die Klinke in die Hand.

Überraschungen gibt es trotz bisweilen unerwarteter Beteiligung allerdings nur im überschaubaren. Immerhin klingen die Beitrage, egal ob nun von Idles, The National-Bekanntschaft und Bowie-Bassistin Gail Ann Dorsey oder dem Duo Serj Tankian & Tom Morello genau so, wie man es erwarten würde, dass Coversongs der jeweiligen Musiker klingen würden – wenig risikobereit ausgelegt nahe am Original bleibend, sich aber eine eigene Handschrift zwischen den Zeilen behaltend. Wertkonservativ, nicht unbedingt im schlechtesten Sinne. Selbst dass Helmet für das grummelnde In the Ditch eine gewisse Geschmeidigkeit im gedrosselten Tempo finden, lässt nur kurz die Augenbrauen heben.
Interessanter ist es deswegen, wenn die Tanzbarkeit der Kompositionen weiter nach vorne rücken und die Originale dafür etwas weiter weg erscheinen: Die 3D-Inspektion von Where the Nightingales Sing mit Nova Twin passiert etwa hinter einem tollen Downbeat-Schleier, Hotei richtet den Blick auf den Club und Gary Numan auf eine fernöstlichen Hypnotik.

Ausgerechnet Herbert Grönemeyer (der ja wie einige Gäste hier seit What Happens Next kein Unbekannter im Gang of Four-Umfeld ist) lehnt sich mit Alex Silva für I Love a Man in a Uniform dann aber doch jenseits der Komfortzone in die 80er Disco mit funky Elementen. Auch La Roux legt den Groove entspannter und tropikaler gen Pop aus, während The Sound ein latentes Glam-Flair unter die Spiegelkugel holen und die Hardcore Raver in Tears quirlig funkeln. The Dandy Warhols skizzieren einen in Trance shakenden Trip und Warpaint agieren wieder einmal wunderbar somnambul, bevor der slappende Flea und John Frusciante in Not Great Men dem Silverlake Conservatory of Music die Hauptrolle überlassen.
Dass einige Songs doppelt bearbeitet wurden, ist dabei durchaus verständlich: Nach den ersten drei Studioalben war die Diskografie der Band aus Leeds ja bestenfalls ein durchwachsenes Stück Ambivalenz. Insofern sorgt The Problem Of Leisure für eine erstaunliche Quote auf der Nebenfahrbahn – gibt es nun neben Return the Gift aus dem Renaissance-Jahr 2005 doch schon die zweite gute Compilation als Verneigung vor dem Vermächtnis von Gang of Four.

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