The National – Laugh Track

von am 5. Oktober 2023 in Album

The National – Laugh Track

Fünf Monate nach ihrem neunten Studioalbum revidieren The National die von First Two Pages of Frankenstein zurückgelassenen Eindrücke über den Status Quo der Band zwar nicht vollständig, rücken das Bild mit Laugh Track aber doch wieder ein gutes Stück weit gerade.

Grundlegend ambienter, ruhiger und in seinem elektronisch unterspülten Eklektizismus fast schon angenehm subversiv angelegt, gelingt es Laugh Track nämlich weitaus besser, die mittlerweile immanente Langeweile im Songwriting und Gleichförmigkeit im Auftreten von The National stimmiger als ästhetische Entscheidung kultivierend um- und einzusetzen, und das Gesamtwerk zudem runder fließen lassend in ein homogeneres Ganzes zu führen, das die gefällig berieselnde Aura besser einwirken lassend trägt.
Weswegen ein Deep End (Paul’s in Pieces) (das als Standard, diesmal jedoch im besten Sinne, wie im Windschatten von New Order T-Shirt den klassischen Sound von The National mit ausnahmsweise organisch, so unendlich charakteristisch polternden Drums in ein sanftes Mehr an behaglich verträumter Dynamik kleidet, selbst wenn sich das Momentum letztendlich in der Gefälligkeit verliert) auch beinahe aus dem Rahmen fällt, während das lange bekannte Weird Goodbyes mit Bon Iver nicht nur im Kontext von Laugh Track viel besser funktioniert, als für sich alleine stehend, sondern als vorsichtiger Ausbruch auch repräsentativ für das Wesen des Albums ist.

Zwar gönnt sich der Autopilot mit Hornets, einer introspektiv klimpernden Ruhe nach dem Sturm im Wasserglas, denen ein paar Bläser als Impuls genügen müssen, dem dezent plätschernden Wellengang Coat on a Hook, sowie dem insofern symptomatischen Tour Manager, weil mit ein paar externen Impulsen von außerhalb der Komfortzone eventuell ein wirklich spannender, fesselnder Song hieraus entstehen hätte können, eine Schwächephase im runden Fluß, doch gibt es im Verlauf praktisch keine Ausfälle.
Im Gegenteil. Alphabet City zieht das Narrativ schön geduldig an und kleidet seine Samtpfoten in wunderbar nuancierte Streicher-Arrangements, in Turn Off the House zappeln die Drums unter der kontemplativen Schönheit einer wohliger Ruhe, bevor Dreaming verträumt unter der Wasseroberfläche treibend eine eigentlich klassische Melodie ohne den Drive der frühen Jahre bietet. Das wunderbar anschmiegsam langsam wiegende Titelstück nimmt Phoebe Bridgers in den Arm und auch die Crumble begleitende Roseanna Cash legt keine per se interessanten Aspekte in der Komfortzone frei (aber wirklich individuelle Duftnoten hat schließlich noch kaum jemand in diesem Kontext bei The National abseits des übergeordneten Ganzen hinterlassen, oder?), sorgt aber für hängen bleibende Konturen in einer von vielen guten Hooks auf einer sehr feinen Ergänzungen der Diskografie, wenngleich keiner zwangsläufig essentiellen.

Und dass die Highlights (in Space Invader murmelt Berninger grummelig antiklimatisch einem natürlich gewachsenen, erhebenden, sogar episch angelegte Ausbruch entgegen und im fast achtminüten Smoke Detector konterkariert er die Aufbruchstimmung mit rezitierender Lethargie, doch gönnen er und die meist ähnlich ambitionsfrei agierenden Dessners sich ein paar torkelnde Ecken und Kanten im weit ausholenden Spannungsaufbau) diesmal eher theoretisch, als praktisch herausragen – ja, am Papier eigentlich regelrecht herausragende Instant-Klassiker sein müssten, aber an der latent bisslosen Attitüde von The National scheitern – passt durchaus ins stimmige Bild und wird von der kohärenten Atmosphäre aufgewogen.
Dass man aus dem besten Material von First Two Pages of Frankenstein und Laugh Track ein wirklich rundum gelungenes, wenngleich immer noch nicht zwangsläufig begeistern müssendes Album basteln hätte können, muß insofern auch nicht die versöhnliche Haltung dieser relativ kurzweiligen 47 Minuten verleiden, für deren erfreuliche Wirkung man wertungstechnisch wohlwollend zwischen den Punkte aufrunden kann.

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