The Moth – They Fall
Die tollen This Charming Man haben sich mit The Moth eine junge Hamburger Sludgekapelle an Land gezogen, die auf ihrem frühen Debut ‚They Fall‚ in erster Linie das macht, worauf es am Ende auch bei den Heerscharen an Genreverwandschaft hinausläuft: sachverständig rocken. An sich schon oft gehört, schafft es das Trio doch den einen oder anderen eigenen Akzent zu setzen.
Zumindest findet man sich auf ‚They Fall‚ als Freund des Schlammrocks sofort zuhause. In erster Linie spielen sich The Moth nicht mit etablierten Markenzeichen des Genres, sie werden souverän abgespult – was prinzipiell, gerade was derart breitgetretene Musik wie es Sludge in all seinen Ausformungen nun mal ist, rein gar nichts verwerfliches ist, schon gar nicht wenn das Werkzeug beherrscht wird, und das ganze auch noch so glänzend produziert ist wie ‚They Fall‘. The Moth vermögen gar mit ihrem – erst gewöhnungsbedürftigen, immer öfters aber durchaus zündenden – zweistimmigen Gesang dem all zu vertrauten Klang ihren eigenen Stempel aufzudrücken. Und man geht mit der Progressivität nicht über Bord, eine Kurve die schon Mastodon, Baroness, Kylesa und wie sie alle heißen in ihrem aktuellen Werk nicht hundertprozentig nehmen konnten. Viel mehr wird sich an den Frühphasen dieser Genre-Grundpfeiler orientiert, versetzt mit dem gelegentlichen Classic Doom Fuzz, ohne sich jedoch in stumpfen Powergechorde zu verlieren.
Trotz wohlbekannter Umstände also braucht das Ganze trotzdem bis es in die Gänge kommt. Der Opener ‚Won’t Return‚ hangelt sich über gar zu sehr ausgereizte Riffstandards auf in Richtung eines nie wirklich eintretenden Höhepunktes; und auch nach Akklimatisierung durch den Rest des Albums – der Duettgesang wirkt hier noch eher befremdlich als Homogen. Bassistin Cecilè überzeugt mit einer wunderbar zur Musik passenden, zurückhaltenden Stimme à la Laura Pleasants, Gitarrist Freden’s hetzendes Geröchel wird seiner Rolle erst im Highlight ‚Wasted Time‚ wirklich gerecht, einem Paradebeispiel aus dem High on Fire-Lehrbuch, komplett mit Stakkato-Riffing und Lemmy-Stimmlage in gutturalem zwiegespräch mit Dr. Jekyll. Hier nimmt ‚They Fall‚ nun auch an Fahrt auf, ab der Hälfte des Songs wird – nicht zuletzt Dank der bemerkenswerten Leistung von Schlagzeuger Philip – in Richtung ‚The Moth‚ gepresst was das Zeug hält, welches das Tempo wieder zugunsten immer noch stonersicheren Grooves etwas reduziert. ‚This is the Lie‚ empfängt mit einem déjà vu hinsichtlich ‚Won’t Return‚, beginnt nahezu ident, und arbeitet sich auch mühselig auf ein Solo hin, das vielleicht besser zu Gunsten eines variantenreicheren Ausbruchs gegen Ende hin stecken geblieben wäre.
Der Titeltrack macht so einiges gut. Drei Minuten kalkulierte Zähflüssigkeit stehen The Moth um einiges besser als das immer wieder in die Abwechslungsarmut zu kippen drohenede Geriffe im Uptempobereich, das Anziehen der Geschwindigkeit in der zweiten Hälfte des Songs macht einen verdienten Eindruck, einzig der Wunsch nach einem befriedigenden Finale bleibt – erneut – unerfüllt. Die abschließende Keule ‚The New Speed‚ wäre so gesehen auch verpackt in ‚They Fall‚ nicht schlecht gekommen, verstärkt – auch durch den alleinigen Gesang von Freden – den Eindruck den ‚Wasted Time‚ schon hinterlassen hat.
Die Zutaten für eine weitere Psych Rock Großtat aus deutschen Landen wären mit etwas mehr Garzeit durchaus gegeben, trotz des ruppigen Gesamtpakets klingen die zugedröhnten 70er vor allem in den Beiträgen von Cecilè, sowohl am Bass als auch am Mikro, wieder. ‚They Fall‚ stellt ein durchwegs kompetentes, stellenweise mitreißendes Debut dar, dem jeder Freund der genannten Referenzen, auch ob der sehr verdaulichen Länge von knapp über einer halben Stunde, ein Ohr leihen sollte.
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