The Menzingers – Hello Exile
Hello Exile bestätigt, was die starken Interimssingles Toy Soldiers, The Freaks und No Penance / Cemetery Garden ohnedies schon erwarten ließen: Das leicht schwächelnde After the Party hat keinen Qualitätsniedergang bei den so konsitenten Menzingers eingeleitet.
Überraschend ist dann aber doch, mit welchem Auftreten Hello Exile die – zumindest eine Plattenhälfte dauernde – Rückkehr zur Hochform bestätigen: Das sechste Studioalbum der Menzingers liebäugelt zwischen den Zeilen mit jenen Gefilden im Erbe von Bruce Springsteen, die nach dem Abschied von The Gaslight Anthem verwaist sind, weil Dave Hause und Brian Fallon sie nicht füllen können. Gerade das gefällig über eine zu lange Spielzeit plätschernde Last to Know streicht beispielsweise eine explizite Americana-Patina über und Strangers Forever könnte mit wenigen Justierungen im Auftreten den sympathischen Countryrock oder zumindest Tom Petty-Verehrer machen.
In Summe tut Hello Exile dies dennoch auch aus einer Perspektive, die wieder näher am hauseigenen Meisterstück On The Impossible Past (2012) veranschlagt ist, selbst wenn Hello Exile nach einer Phase starker Standards (der komplett entschleunigt im melancholischen Mondlicht schwofende Titelsong sowie der rhythmisch stacksende Ohrwurm Portland) hinten raus über klischeehafte Füller wie Strain Your Memory oder nette Textbook-Bagatellen a la I Can’t Stop Drinking, Strawberry Hotel oder London Drugs ein bisschen beiläufiger ins Hintertreffen gerät.
Doch zum einen zieht der Closer Farewell Youth mit seiner nachhallenden Halbwertszeit und dem packenden Momentun die Zügel zum Abschied ohnedies noch einmal hymnisch enger. Und zum anderen relativiert sich die vermeintliche Schwächephase der Platte ohnedies auch schon alleine dadurch, dass eben der Einstieg in Hello Exile ziemlich überragend gelingt.
America (You’re Freaking Me Out) destilliert die Heartland Punk-Schiene des Gesamtkontext mit wuchtigem Stampfen und schmissigen „Ohohooo“-Melodien zum ersten von vielen potentiellen Hits. Das flotte Anna bedient im Signature Sound auch durch latente Déjà-vu die typischen Trademarks der Menzingers, drückt entlang bekannter inhaltlicher Motive mit der Idealen Mischung aus bittersüßer Nostalgie, tröstender Sehnsucht und energischer Aufbruchstimmung die richtigen Knöpfe um zum Instant-Liebling zu werden. Die Hooks gehen dieser Band jedenfalls offenbar niemals aus, während die Affinität zum Storytelling (ein wenig plakativ) gewachsen ist.
Dass die Sachlage (hier im Speziellen, aber stellvertretend für die allgemeine Situation) noch mitreißender geraten wäre, wenn die Produktion die Stimmbänder von Barnett etwas weniger sauber aufpoliert, und die Inszenierung der Platte generell ein bisschen rauer, unsauberer und ruppiger poltern hätte dürfen, um seine Ecken und Kanten noch charismatischer zu zeigen, ist dann einer der überschaubaren Schönheitsfehler, der Hello Exile vom Ideal fern hält.
Was freilich nur eine untergeordnete Rolle spielt, wenn nicht nur die wehmütige Erinnerung Highschool Friend im Midtempo einen dieser Refrains auspackt, der sich schon beim Kennenlernen so vertraut wie eine langjährige Freundschaft anfühlt, und Hello Exit damit ganz wunderbar in den ausfallfreien Kanon dieser Ausnahmeband einfügt.
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