The Mars Volta verschenken 15 Demo-Songs
Über dubiosem Weg verschenken The Mars Volta aus dem Grab heraus eine lose Kollektion voller Demoversionen, unveröffentlichter B-Seiten und Song-Rohfassungen. Von der angeblichen David Guetta-Beteiligung bei den Aufnahmen findet sich dabei natürlich keine Spur.
Während die beiden einst so unzertrennbaren (Mehr oder Minder-)Vorstände von The Mars Volta mit ihren neuen Bands einerseits in den Startlöchern scharen (Zavalas), andererseits bereits adäquat vorgelegt haben (Bosnian Rainbows), darf bei der Historie des Progrock-Flagschiffs aus der Konkursmasse von At The Drive-In knapp ein Jahr nach dem Schwanengesang ‚Noctourniquet‚ eine weitere Fußnote gesetzt werden: 15 geleakte Songs gibt es legal und frei Haus, mit skurriler Veröffentlichungsgeschichte gleich dazu.
Kurz umrissen: einem User des Comatoriums wurden einige Dateien mit der Bitte übermittelt, diese in Umlauf zu bringen. Das zugesandte Material entpuppt sich als Sammelbecken an potentiellen The Mars Volta-Outtakes mit Raum für Spekulationen. Die Echtheit der namenlosen Compilation bestätigte wenig später Ex-Schlagzeuger Thomas Pridgen, der auf einigen der Aufnahmen zu hören ist. Letzten Endes meldete sich auch Cedric Bixler-Zavala via Twitter zu Wort, mutmaßlich als Urheber des Leak-Geschenks.
Die Behauptung, dass die Songs während einer gemeinsamen Session mit David Guetta auf Ibiza entstanden sein kann man dabei getrost in die Welt der Satire abtun, die Erklärung ob der gewählten Zufalls-„Songtitel“ klingt hingegen plausibel: ohne Motivation die Tracks adäquat zu benennen, mussten willkürliche eingehakte Tastenfolgen herhalten. Dass der Veröffentlichung letztendlich keine größere Sorgfalt angedacht wurde, wird letztendlich vor allem Hardcore-Fanatiker bei aller Freude auch leicht deprimieren – aber selbst wer sich nicht zur Zielkerngruppe dieses Veröffentlichung zählt, sollte dennoch ein Ohr riskieren, findet sich unter den 15 Songs doch durchaus das eine oder andere Schmankerl.
Überwiegend instrumental gehalten gibt es unter anderem Jam-Versionen von Omar’s Solomaterial (‚f9h0‚ oder ‚ef4‚ als Hendrix-affine Jazz-Ausflüge, ‚pi4‚ als Treffpunkt von E-Gitarre und Computer), Ideen für den eigenen Live-Pool mit Verneigung vor The Smiths (‚f39h‚), Übungen für ‚Amputechture‚ (‚y2g‚) oder Tito & Tarantula-artige Texmex-Exkursionen (‚cmv8‚) – und vor allem natürlich mutmaßlich unveröffentlichte Tracks von ‚Octahedron‚ (‚k49‚) oder ‚Noctourniquet‚ (‚,14‚) , inklusive Gesang von Cedric.
Was den Songs dabei immer gemein ist: trotz ihres teils unfertigen Charakters ist das Material weitestgehend überraschend erstklassig ausproduziert und kann über volle Distanz als Nahverwandter zu ‚Se Dice Bisonte, No Bùfalo‚ gar mit imaginären Faden fesseln. Kurzum: The Mars Volta beim tüfteln und ausprobieren zuzuhören ist in diesem Fall schlichtweg ausnahmslos unterhaltsam – würde einem die Compilation knapp sieben Monate nach dem Ende der Band nicht in Erinnerung rufen, dass der hinterlassene Platz im Progrock-Universum ungefüllt bleiben wird.
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