The Maccabees – Marks to Prove it
Der Evolutionsprozess der Maccabees von den vorbildlichen Zuspätkommern aus der zweiten Reihe zur zuverlässigen Britrockgröße ist abgeschlossen. ‚Marks to Prove it‚ tut seinem Titel folgend insofern gut daran, den Quantensprung von ‚Given to the Wild‚ noch einmal deutlich zu unterstreichen.
Der Entwicklungschub, den die Londoner vor drei Jahren mit ihrem dritten Studioalbum hinlegten, war beachtlich: mit einem Schlag klang das Sextett erwachsener, majestätischer, stilvoller, zeitloser und als ihre eigenen Herren in weit ausstrahlenden Klangräumen. ‚Marks to Prove it‚ setzt nun genau bei dieser Soundexpansion an, nimmt aber dort Optimierungsarbeiten vor, wo ‚Given to the Wild‚ sich im Detail noch einige behäbige Leerlaufphasen gönnen konnte, weil der Gesamtfluss eben dermaßen einnehmend ausgefallen war: man kommt diesmal wieder schneller zur Sache, zeigt sich wieder singleorientierterm weswegen gleich der eröffnende Titelsong hat die Schmissigkeit und Griffigkeit der Frühphase in die Errungenschaften der letzten Jahre assimiliert, ist ein makelloser Wave-Indierocker über verschiedene Geschwindigkeitsgänge mit energisch mitreißenden Drums, einer immanenten Hektik und einem so selbstverständlich in die Höhe schießenden Refrain, dass die Konkurrenz von der Insel aktuell (mit Ausnahme von Everything Everything natürlich) notgedrungen das Nachsehen hat.
In weiterer Folge balancieren die Maccabees das Verhältnis aus eleganten Atmosphärekuppeln und zwingender Griffigkeit in einem betörenden Wellengang aus schöngeistigen Melodien deutlich kompakter aus, als noch auf ‚Given to the Wild‚. Die Songs sind im großen Gefüge aufgehend ebenso schlüssig miteinander verwachsen – und in den Konturen auch verwaschen -, für sich selbst genommen aber um ein Quäntchen stärker: das unter einem Schleier erwachende, mit drückenden Basslauf schwelgende ‚Kamakura‚ streichelt hinten raus mit weiblichen Gesang und driftet mühelos in das zurückgelehnt pendelnde ‚Ribbon Road‚, das seine verträumten Hooklines so mühelos aus dem dichteten Soundgewand hebt, gleichzeitig dicht gestrickt und auch federleicht klingt, sorgsam und bedächtig einwirkt, eine unwirklich bleibende Anziehungskraft ausstrahlt. Da fließen Bläser, feierliche Chöre und Streicher wie selbstverständlich in das Geschehen, wenn der elegische ‚River Song‚ in der Euphorie von ‚Something Like Happiness‚ explodiert, ‚WW1 Portraits‚ oder das Guillemots‚eske ‚Pioneering Systems‚ blühen zu kleinen Hymne auf.
Dem melodramatischen ‚Spit It Out‚ ist das nachdenkliche Piano davor noch näher als der hemmungslos schrammelnde Gitarrenexzess, ‚Silence‚ tröpfelt auf der Klaviatur der sphärischen Nachdenklichkeit noch niedergeschlagener: „When the wisdom and the patience/ Of the world’s wasted on me/ That’s when I shut down my relationships/ Watch them floating out to sea„.
Orlando Weeks wunderbare Texte interagieren nahtlos mit den reifen Kompositionen, die im abschließenden ‚Dawn Chorus‚ mit jazzigen Trompetenklängen und feenhaften Gesängen in die Zeitlosigkeit transzentiert werden: „He still thinks about/How that ship has sailed/Swigs a bottle to send him on his way/ And break it up to make it better/It’s not for us to say„. The Maccabees schärfen damit auf ihrem Viertwerk den Fokus, legen ihr tiefschürfendes Potential unmittelbarer zündend frei. Und auch, wenn der Schritt zur wirklich erschlagenden Größe dabei abermals bloß in Aussicht gestellt, aber nicht bedingungslos beim Schopf gepackt wird, steht am Ende wahlweise schon wieder das bisher beste Album der Band, sicher aber der Beweis, sich endgültig als poetische Musterschüler der Pop- und Rockgeschichte Großbritanniens etabliert zu haben.
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