The Maccabees – Given To The Wild

von am 25. Januar 2012 in Album

The Maccabees – Given To The Wild

Der große Evolutionsschritt oder bloß das nächste Unterstellen im Schatten etablierter Größen? England steht jedenfalls schonmal Kopf, der Rest der Welt gähnt herzhaft. Und die Maccabees? Haben je nach Wahrnehmung wohl ihr bestes Album mit den unauffälligsten Songs ihrer Kariere geschrieben.

Die Maccabees als chronische Zuspät-Kommer: Mit ‚Colour It In‚ waren sie 2007 für „England brennt“ ohnedies hinten nach, gingen im Etablierunkskampf der jungen Britenrockjahrgänge zwischen ‚Our Velocity‚ , ‚Brianstorm‚ und sonstigen „Zweite Alben-Singles“ allerdings auch weitestgehend unter – zumindest außerhalb Englands. Dort nahm man auch das ordentlich gelungene ‚Wall of Arms‘ zwei Jahre später freudig zur Kenntnis und hievte die jungen Briten in die Singlecharts. Weil The Maccabees eben niemals eine Albumband waren, ihr Hauptaugenmerk ohnedies auf fantastische Einzelsongsgelegt hatten. Dass ‚Colour It In‚ abgesehen von ‚First Love‚ und dem grandiosen Kleinod ‚Toothpaste Kisses‚ sowie vier weiteren Singles wenig essentielles zu sagen hatte? Geschenkt! Das folgende ‚Wall of Arms‚ war dann zwar nicht mehr ganz so vollgestopft mit Hits, jedoch grundsätzlich solider und hatte immerhin ‚Love You Better‚.
Für den dritten Streich ‚Given to the Wild‚ sind die Maccabees dem Zeitgeist wieder eine Spur hinten nach, machen ansonsten aber vieles anders als auf den Vorgängern – und besser..

In Zeiten, da nicht wenige aus der jungen Rockerschar von der Insel ihren Sound in Elektronik, dem Dubstep und Minimal für die Zukunft schult, schielen die Maccabees zurück. Mindetens bis zum zweiten Foals Album, dass seine Hits abseits der Charts und ‚Antidodes‚ emanzipierte und seine Gitarren so unnachahmlich flächig tanzen lies. Sogar bis 2005, als Coldplay anfingen gute Songs gegen dicht gestrickte Produktionsmammutwerke einzutauschen. ‚Given to the Wild‚ bedient sich vor allem bei diesen Referenzen, kreiert eine Art indielastigen Post-Coldplay-Sound in weniger zerbrechlich und lässt in dem dicht gewebten Klangkonstrukt ein homogenes Ganzes werkeln. Die Instrumente in Watte gepackt, schneiden die Gitarren nicht, sondern strecken sich flauschig in die Breite, die Rhytmen schwelgen ohne Mühe aber mit Weichzeichner. Ungeachtet des schmissigen Vorboten ‚Pelican‚ kristallisiert sich schnell heraus: hier ist der Sound  der Star und die Einheit der eigentliche Hingucker.

Erstmals überragen keine einzelnen Songs ein Maccabees Album. ‚Pelican‚ mag sofort hängen bleiben und ‚Child‘ oder ‚Ayla‘ mindestens ebenso hartnäckig um Aufmerksamkeit rangeln. Nur will das innerhalb der geschickt in eine Richtung gebürsteten restlichen 52 Minuten nicht sofort auffallen. Auch, weil sich ‚Given to the Wild‚ in seiner vordergründigen Ereignislosigkeit gleichermaßen nach vertrautem Maccabees-Standart wie nach Neuland anfühlt. Die Dringlichkeit ist nicht gewichen, nur muss man nicht mehr die Haustür eintreten, um sich Gehör zu verschaffen. Das markante Organ von Sänger Orlando Weeks fungiert weiterhinals   liebgewonnenes Leitmotiv, obwohl – und vor allem – weil er seine Stimme in bisher ungeahnten Gebieten kreisen lässt.
In seinen stärksten Momenten wird ‚Given to the Wild‚ so zu einem einnehmenden Melodiesammelsurium, sanft wiegend und anschmiegsam. Und doch kann sich dieser abgeschlossene Kosmos je nach Gemütslage nicht gegen die Feststellung erwehren, dass einige Songs dem ambitionierten Soundgewandt nicht wirklich gerecht werden können und das Prinzip der Gleichförmigkeit auch etwas mehr Pepp hätte vertragen können. Womit jedoch der Geschmack der englischen Albumkäufer getroffen worden zu sein scheint und ‚Given to the Wild‚ auch ohne die gewohnten Hitsingles im Schlepptau zum Verkaufsmagnet geworden ist. Und vielleicht läutet Album Nummer Drei damit nicht nur eine neue Zeitrechnung in der Maccabees Discography ein, sondern bringt die Band auch in eine ungewohnte Rolle: Als dem sich zyklisch wiederholenden Zeitgeist gar einen Schritt voraus.

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