The Lovecraft Sextet – Miserere
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Jason Köhnen hat mit The Lovecraft Sextet eine äusserst lebendige Plattform geschaffen, um das Erbe seiner legendären bergbenannten Gruppen fortzuführen: Miserere ist bereits das zweite Album seines neuen Soloprojektes in diesem Jahr.
Nach dem grellen, Synthwave-infizierten Nights of Lust aus dem März will Miserere als teuflisches Gegenstück zum Debüt In Memoriam aus dem Vorjahr verstanden werden, und färbt die Schraffuren des Köhnen’schen Doom/Darkjazz dafür im neoklassizistischen Ambient-Dunkel schwarzmetallisch: „Miserere is a musical submergence into songs of repentance. Inspired by Psalm 51, one of the penitential psalms most widely known from 17th century Italian composer Gregorio Allegri, this aims to find the darkest parts of the spirit. Repentance, penitence, grief, mourning and humiliation. The first ever recorded Doomjazz Blackmass„.
Als einladender, behaglicher Horror lässt gleich Occulta mit seiner im Hintergrund leiernden Goth-Orgel aus anderen Zeiten eine keifende Black Metal-Stimme in anderen Sphären rezitieren, während das Saxofon schrammt und nach einer Detonation in den betont langsamen Besen-Groove am Stehbass und Cello verfällt. Das klingt ein bisschen so, als hätten Bohren & der Club of Trhä Paysage d’Hiver gehört, um einen alternativen Soundtrack für Suspiria anzudeuten: bedrohlich, schwer, düster, sehnsüchtig, voll und warm in KLang – und justament vorbei, wenn sich die Nummer in letzter Konsequenz gefunden hat.
Weil Domine aber am melancholischen Klavier in Twin Peaks eröffnet, um mit Bläsern und Streichern zu schleichen, derweil die Fratze des garstigen Gollum namens Dimitris Gkaltsidis nicht-brüllend um die Ausläufer des schummrigen Lichts streunt, und dabei die Kontraste aus einer friedlichen Bedrohlichkeit und angenehmen Ungemütlichkeit eint, folgt Miserere trotz solcher relativen Brüche einem absolut homogenen Pfad.
Dass die harschen Vocals stets ein wenig neben der instrumentalen Seite mitlaufen, anstatt mit ihr im wechselwirkenden Austausch zu stehen, zeigt sich später. In Sanctum übernimmt die Sopranistin Lilian Tong den Gesang und sinniert in gregorianischer Sehnsucht, bevor Sacrificium über wärmende, hoffnungsvolle Texturen von der sakral erhebenden Vertrautheit zurück zum weich eingebetteten, dämonisch-harschen Fauchen wandert und den Bogen des Narrativs vollendet – bis dahin jedoch eine Synergie zeigt, die im hässlichen stimmlichen Gift nicht unbedingt entsteht.
Nachdem Humiliatum praktisch die Essenz der Platte – die Ideen des Kilimanjaro Darkjazz Ensemble und der Mount Fuji Doomjazz Corporation im Black Metal-Vibe und elektronisch knisternder Grundierung zu deklinieren – legt sich Libera mit sakral-versöhnlicher,
Damit vermisst der niederländische Alchimist neuerlich eine spannende, eindringliche Nische seiner Hoheitszone, entlässt aus dem zu kurzen Werk allerdings auch mit dem Gefühl, die tatsächliche Tiefenwirkung und Reichhaltigkeit dieses enorm vielversprechenden Reiches erst vage und ansatzweise erfasst zu haben: da lauern wahrhafte Untiefen, herrlich und grausam! Zum Glück wird man auf eine erschöpfendere Fortsetzung der Reise in diese Abgründe aber wohl ohnedies nicht warten müssen.
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