The Lost Days – In The Store
Sarah Rose Janko (Dawn Riding) und Tony Molina (Ovens) schütten auf In The Store, dem Debütalbum ihrer Kooperation als The Lost Days, zehn liebenswert unspektakuläre Indie/Folk/Pop-DIY-Ohrwürmer in knapp dreizehn Minuten aus den Handgelenken.
Einen Vorgeschmack darauf lieferten bereits die Lost Demos im Jahr 2021 – nach denen sich das Duo postwendend hinsetzte und weitere Songs schrieb, ganz der bisherigen Entstehungsgeschichte der zweiköpfigen Band folgend: „After meeting at a memorial for a mutual friend, Tony Molina and Sarah Rose Janko started spending nights into mornings playing guitar and singing their hearts out to an audience of empty wine bottles in the East Oakland warehouse where Sarah lived. (…) The days were marked in trips to Jackson’s Liquor store, the same spot Tony frequented while recording with his band Ovens a decade earlier, at a studio in the same neighborhood. The nights drifted by. The songs kept coming. They decided they wanted to record all they’d been pouring their hearts into and The Lost Days was born.“
Mit Hilfe von Nick Bassett (an Drums und Keyboards) hat das Duo jedenfalls auf einem 8 Track Gerät mit Tambourine, 12 String-Gitarren und brutzelnden Verstärkern eine knappe Viertelstunde an unverbindlichen, simpel gestrickten, oft einfach ausfadenden und schmissig zugänglichen kleinen Ohrwürmern skizziert, die sich wie eine in den 90er-Jahren im DIY-Keller aufgenommene Liebeserklärung an die 60er anfühlt, „Bill Fox, The Byrds, Dear Nora and Guided by Voices“ referenzierend komplett anachronistisch einnehmend.
Manchmal erscheint da auch Molina am Mikro (im zurückgelehnt und – haltend schrammelnden Duett Half the Time; Long Before You Know oder dem so bekümmert wie gelöst sinnierenden Pass the Time), doch meistens schwelgt Janko wie schon im schunkelnden LoFi vom mit bauchig-knubbeligem Bass verträumt in bittersüßer Nostalgie streifenden Gonna Have to Tell You in knuffiger Sehnsucht und liebenswürdiger Schlichtheit, eingängig und sympathisch. Ein For Today schunkelt das Temporad nur minimal anziehend nach vorne, derweil ein Another Day eine verwaschene Aufbruchstimmung zeigt und What’s on Your Mind ein Flair klingt, als hätten Kiss Then He Kissed Me seinerzeit bescheiden und romantisch inszeniert, bevor Mess You Made an verträumte Shapiros erinnert.
Mit dem Titelsong (Piano und Hammond Organ: Jasper Leach) hat Molina sogar (mit zweieinhalb Minuten Spielzeit) einen regelrechten Epos geschrieben, der im getragen schwofenden Groove am deutlichsten ausgearbeitet wie ein lange in einer unspektakulären Erinnerung eingemummt vergessener Deep Cut aus alten Zeiten anmutet, den Father John Misty und Jonathan Wilson auf mehr Hochglanz poliert hätten.
Wenn Outro als liebenswürdig in den Sonnenaufgang hinein tröstender Epilog des keine Sekunde verschwendenden In the Store verklingt, ist in der luftigen Ungezwungenheit dann zwar abseits der Ästhetik und Attitüde dennoch nicht vieles mit klaren Konturen hängen geblieben – doch die Aussicht, dass die gewachsene Freundschaft der beiden Musiker auch über die Trauerarbeit in kurzweiligen Nächten anhält, ist ziemlich verlockend.
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