The Lord † Petra Haden – Devotional

von am 26. Oktober 2022 in Album

The Lord † Petra Haden – Devotional

Nach Forest Nocturne, seinem Solodebüt als The Lord vor wenigen Monaten, lädt Sunn O)))-Kuttenträger Greg Anderson sich (neben Ian Astbury für das Verfassen der Linernotes) Petra Haden als Kollaborateurin für die Zusammenarbeit Devotional ein.

Haden kennt man weniger als Schwägerin von Jack Black, denn als Mitglied von den Decemberists (oder Tito & Tarantula), auch auf Alben von Green Day, den Foo Fighters, Weezer, Sun Kil Moon den Gutter Twins oder eben Goatsnake und Sunn O))) hat man die 51 jährige New Yorkerin bereits gehört.
Auf Devotional beschränkt sich ihr Beitrag nun (neben einigen wenigen Violine-Passagen) aber in erster Linie darauf, dem patentierten Drone von Lord Anderson unter die Arme zu greifen, indem sie einen der Wörter entrückten Gesang beisteuert, der sich lautmalend auf „Uhuhuuuu“s und „Ahahaaaaaaa“s beschränkt, dabei aber eine spirituelle Patina addiert, die Devotional trotz einer dual gespeisten Limitierung durchaus variabler und vielschichtiger als den Suspense-Score Forest Nocturne erscheinen lässt.

Schade nur, dass Hadens Rolle erst im abschließenden The End of Absence explizitier aus der zweiten Reihe tritt, um ansatzweise mehr zu sein, als ein ausschmückendes, begleitendes Element (oder: selbst wenn es freilich durchaus sein kann, dass Andersons Spiel eigentlich stets der Stimme gefolgt ist, oder die beiden Elemente nebeneinander flanieren, wirkt es erst in der Anfangsphase des Closers tatsächlich bestimmt so. Die Stimme übernimmt zumeist Aufgaben, die anderswo instrumentae Arrangements innehätten).
Zwar kippt die Nummer bald in einen Standardwert, doch lichtet der Lord seine Präsenz nach fünf Minuten abermals und lässt im Hintergrund sogar pochende Drums und gniedelnde Gitarren dräuen, was einen Drone Metal a la Boris in Aussicht stellt, während der periphere Blick zum Fokus verschmilzt und im Finale eine kurze Dominanzgeste der Instrumente folgt – nur um die Nummer einfach abrupt abzudrehen und damit durchaus ein Sinnbild dafür zu liefern, dass Devotional trotz aller nichtsdestotrotz erzeugten, transzententalen Stärken oft eine hinter ihren Möglichkeiten bleibende Reise ist.

Der Titelsong-Psalm eröffnet diese malend mit bittersüß-elaborierter Gesang, als würde man einer ambienten Annäherung von Alice In Chains und den Dirty Projectors auf mystischer und geradezu sakraler Weise beiwohnen: Die Vocals wollen in den Himmel schwelgen, die Gitarren grundieren in die entgegengesetzte Richtung und irgendwann poltert das in Zeitlupe aufstampfend martialisch, um die hypnotische Trance zu den Ansätzen eines archaisch heulenden Industrial-Flairs zu führen.
Die Elegie Rise to Diminish gibt sich dagegen kontemplativer, als beklemmender Horror, der eine lauernde Furienhatz durch den Wohlklang blitzen lässt, aber in der Vergänglichkeit verblüht. Das monolithische Herzstück What Lies Behind Us Lies Buried Because It Is Dead zeigt erst den typischen MO (klassischen Drone mit schamanhaftem Organ), verfällt später jedoch in den stoischen Heavy-Groove eines repetierten Riffs, das modulierte Streicher durch Wogen schickt, die wie eine mantraartige Computerstimme klingen, dann aber etwas folkloristisches artikulieren – leider letztendlich etwas zu mäandernd lamentierend und zwanglos schwadronierend.Trotzdem famos, wieviele variable Facetten und Nuancen das Duo in seinen Sound assimiliert.

Auch das weitestgehend ruhige, meditativ agierende und dennoch manchmal manisch emporbrechende Ma Anand Sheela vertändelt sich ziellos in „Nananana“-Kaskaden, bevor Yaman wie ein in die indische Psychedelik wuchernder Wachtraum im tiefen Wellengang des Streicher-Instruments im Oberton-artigen Choral konterkariert wird, schreitet und den Bogen schließt – auf diesem Weg aber keine Erkenntnisszuwächse liefert, sondern wie ein auf sechs Minuten ausgedehntes und dabei trotzdem noch unnötig abrupt beendetes Interlude anmutet.
Denn sicher funktionieren Klangwelten wie diese erst ab einer gewissen Länge, doch wenn die Imagination sich dabei von der Musik als Leitfaden löst und sich über Dinge wie Willkür im (kompositorischen) Narrativ Gedanken machen will, dann ist es eben auch mit der Tiefenwirkung nicht soweit her, wie gewünscht. Was alles negativer klingen mag, als es gemeint ist, denn Devotional ist ein kurzweiliges Schaulaufen einer (im Kontext gesehen) reichlich Bandbreite zeigenden Zusammenarbeit, die vital und ambitioniert verführt. Wie wichtig ein für Anderson ein kreativer Partner (idealerweise halt eher: Reibungspol) ist, ist nach den beiden Singles Needle Cast und He Who Walk in Light sowie Triumph of the Oak spätestens hiermit aber bewiesen.

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