The Linda Lindas – No Obligation
The Linda Lindas bauen für No Obligation mit einer inzwischen angeeigneten Routine solide auf dem Potential des vor zwei Jahren im Feuilleton-Hype hochgejazzten Wasserglassturms Growing Up auf.
Viel geändert hat sich dafür in den vergangenen zwei Jahren kaum. Auch wenn man das Phrasenschwein verdient mit der Feststellung quieken lassen kann, dass das mittlerweile schon zumindest teilweise (und da auch nur beinahe) den Teenagerjahren entwachsene Quartett nun ein klein wenig erwachsener klingt. Wo die Band aber seit jeher abgeklärt souverän auftritt, meint dies nun eben eine relative Unangestrengtheit, indem das im Niveau gestiegene Songwriting lockerer von der Hand zu gehen scheint.
Die expliziter auf Punkrock- und Riot Girl-Attitüde animierten Szenen haben ihr Pflichtgefühl insofern abgelegt, tauchen aber auch nur noch selten auf (und kündigen leicht aus dem Rahmen fallend insofern implizit an, dass diese – primär von Eloise Wong getragene – Facette sich wohl irgendwann endgültig aus dem Soundspektrum der Linda Lindas verabschieden könnte): mit dem flotten Titelstück-Opener, der seine Gitarren heiser an die Dead Kennedys lehnt, den harschesten Song gleich an den Beginn zu stellen, gleicht insofern schon einem Statement.
Sonst fühlt sich No Obligation im Power Pop-Spannungsfeld zwischen Beach Bunny und Sleater Kinney einfach wohl. Kleine Semi-Hits fädeln schmissige Ohrwürmer ohne richtige Hartnäckigkeit auf. All in My Head, Lose Yourself, Too Many Things und Once Upon a Time bilden locker-flockig auf simple Weise eine schön eingängige Stafette, die die deutlich bessere erste Plattenhälfte begünstigt, während Songs wie Cartographers oder Don’t Think als Mitsing-Singalongs etwas bemühter und zu vordergründig angelegt auftreten.
Wenn Nothing Would Change straffer angezogen wird oder Excuse Me ein ein giftiger rockendes Riff als Basis nimmt, sorgt dies für markantere Konturen. Doch die Komfortzone verlässt No Obligation deswegen auch nur selten: das etwas schroffere Yo Me Estreso lädt Weird Al Yankovic am Akkordeon zur schunkelnden Spanisch-Stunde ein und das knackige Resolution/Revolution liebäugelt erst mit den Cramps und treibt dann mit Wave-Bass. Wirklich konsequent ist das nicht, aber mittlerweile auch mehr als okay.
Insofern bleibt auf No Obligation mehr hängen, als es bei Growing Up der Fall war – auch wenn dies immer noch eine gewisse Gefälligkeit anstelle wirklich starker Hooks bedeutet. Doch die Richtung der Band stimmt nunmehr einfach.
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