The Lemon Twigs – A Dream Is All We Know

von am 10. Mai 2024 in Album

The Lemon Twigs – A Dream Is All We Know

Für A Dream Is All We Know fokussieren die Lemon Twigs ihre anachronistischen Interessen endlich mal auf eine kompakte Spielzeit und destillieren ihre eklektische Stil-Variabilität dabei zudem mit einer kanalisierten Liebe für die Beach Boys, die Beatles und die Kinks.

Für die wunderbar kompakt gehaltenen, ein gleichmäßig hohes (wiewohlhinten raus ein klein wenig abfallendes) Niveau haltenden 34 Minuten ist die superbe Vorabsingle My Golden Years insofern ein idealer Herold gewesen – der nun, mit dem sonnigen Rückenwind des nahenden Sommers als Album-Kickstart durch den nachfolgenden Kontext von A Dream Is All We Know sogar noch einmal an unbeschwertem Schwung gewinnt.
Mit dem prägnanten stilistischen Brennpunkt vor dem traditionell scheuklappenfreien Genre-Spektrum des Duos hantieren die Lemon Twigs nämlich noch pointierter in authentischer Hingabe mit jenen Zutaten, die anderswo nur zu leicht in einer bemühten Parade kitschiger Klischees enden könnten – hier nun aber in einem effektiven, keine Ausfälle kennenden, soften Sunshine Pop Rock münden, bei dem sich die Hits in einem homogener angelegten die Klinke in die Hand geben.

They Don’t Know How to Fall in Place ist etwa gleich ein kammermusikalisch aus den 60s gefallener Traum, exemplarisch mit mehrstimmige Harmonien entwaffnend, einem locker-federndem Sound der Rhythmussektion daherkommend und mit unglaublich catchy Melodien in unbeschwerte Arrangements verpackt auftrumpfend, die so frisch wie zeitlos und seltsam vertraut abholen.
Nicht nur Rivers Cuomo wird danach die nonchalante Verneigung vor den frühen Fab Four in Church Bells lieben, wo die Gitarre vor Freude heult und die lockere Ausstrahlung ebenso elementar wie das klasse Songwriting ist. Zudem dauert das Sahnestück keine Sekunde zu lange (was zugegeben nicht alle Songs für sich reklamieren können – aber hey, wenn die Ergebnisse so lieblich klingen, gibt es keine Langeweile!) und gönnt sich am Ende sogar Fanfaren: das zaubert wohl selbst dem größten Misanthrop ein Lächeln ins reibungslos strahlende Gesicht.
Auf dieser klaren Linie und stringenten Zielsetzung mit einer dezimierten Bandbreite an Paten für den Sound, die A Dream Is All We Know etwa im direkten Vergleich zu Everything Harmonie einen regelrecht schnittigen Zug verleiht, verlagern sich die Prägungen danach in diesem Rahmen.

Der Titelsong gibt auch ein bisschen psychedelisch flanierend als zurückhaltende Sehnsucht an den Soul Rock, Sweet Vibration adaptiert eine bittersüße Ray Davies-Romantik zum Singalong (und klimpert im Finale dann auch noch für ein grandioses Sequencing zu In the Eyes of the Girl, das direkt als gemächlicher Liebesbrief an Brian Wilson wie ein vergessenes Juwel aus der Vergangenheit betört).
Das friedliche If You and I Are Not Wise pflegt gemütlichen Wohlgemut mit Gegniedel und If You and I Are Not Wise macht nach vorne gehend jubilierend auf. Ember Days drosselt das Tempo sentimental und federleicht mit paar schnulzigen Streichern alter Hollywood-Schule, bevor Peppermint Roses als Highlight des letzten Album-Drittels das Erbe der züchtigen Beatles vage ins Gruselkabinett führt und I Should’ve Known Right From the Start an eine markante Bass-Linie gelehnt einfühlsam plätschert: Instant-Ohrwürmer, die keinen Gedanken an die Halbwertszeit verschwenden (müssen).
Das anschließende Rock On (Over and Over) den Horizont dann seinem Titel folgend klar rockend in Richtung John Fogerty und Slade auf: ist das mit dem restlichen Album im Rückspiegel ein Ausblick auf die Richtung, die The Lemon Twigs nach dem ihren eigenen Stärken ebenso wie den anvisierten Idolen absolut schmeichelnden Musterschüler-Schaulaufen A Dream Is All We Know einschlagen könnten?

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